19.-24.09.23, „Wind(en)schwärmer, „Wetterdienst im Paradies“und „elf Grad“

Dienstag, 19. September, 2023, „Wind(en)schwärmer“

Wenn sich zum regulären Trainingstermin am Dienstag, um 18.00 Uhr bereits tagsüber dunkle Wolken sammeln, gen Abend ein richtig frischer Wind aufkommt, an einem solch finsteren Tag der Untergang der verborgenen Sonne schon vor halb Acht ansteht und die Bürger um 20.07 Uhr die vollständige Dunkelheit erfahren werden, dann fällt die Tourenbeteiligung erfahrungsgemäß eher dünn aus. – Als ich kurz nach halb Sechs über den Gaußplatz rolle, halten dort zwei wohl bepackte Mountainbiker, die sich just orientieren wollen. Sie sind heute Früh mit ihrem Gepäck in Bremen aufgebrochen und wollen auf ihrem Weg nach Puttgarden Station in Zeven machen. Na dann, „Bonne Route!“

Sogleich trifft auch schon der bretonisch gestärkte Jan ein. Da das Eiscafé seit einer Woche die Türen verschlossen hält, nehmen wir gerne eine der neuen Bänke der Fußgängerzone in Anspruch. Zwanzig Minuten Wartezeit vergehen wie im Flug, aber dennoch ist keine Spur von unseren Tourenradlern oder anderen Rennradfahrern auszumachen. Jan trägt zwar auch die Sorge, dass es früh dunkel wird. Aber mein Hinweis auf zwei Reserve-Batteriescheinwerfer in meiner Satteltasche stimmt ihn sogleich zuversichtlich. – Also los geht es, Kopf hoch, Head high. Head high und gegen den Wind!

Bis kurz vor Frabo werden wir hintereinander pedalierend von 36 Honks begrüßt und Winken ihnen freundlichst nach. Der Wind schräg von vorn weckt die Leidenschft und so richtig schafft es dann, als wir von Rüspel aus in Richtung Elsdorf schwenken und bis zum Bultweg in Westeresch durchziehen. Auf dem nachfolgenden Nordkurs von Westeresch nach Hetzwege schiebt uns der Südwind voran, als hätten wir umgesattelt auf einen ICE. Während wir dann über Abbendorf nach Gyhum treten und wir der Dämmerung entgegen treten, dreht der Wind auf West. So heben wir die Köpfe und treten ihm entgegen, straight forward bis Winkeldorf. Wir schlagen den Winkel über Steinfeld und rollen beflügelt bis Brümmerhof. Wir schenken uns heute die Schippe Sand und treten nochmals kräftig, bis wir wieder zurück an den Start gelangen.

Nach 115 Minuten kräftigem Fahrspaß genießen wir zum Abschluss das Zielfoto im roten Portal und verabschieden uns sodann in die Nacht.

Donnerstag, 21. September 2023, „Wetterdienst im Paradies“

„Ab Donnerstagabend kommt der Regen und mit ihm kühlt es sich kräftig ab.“ Angesichts der milden Temperatur mag man es kaum annehmen, dass das Wetter umschlägt, aber um 14.00 Uhr stehen die Aussichten für die Trainingsrunde am Abend ganz deutlich, pünktlich um 18.00 Uhr soll der kräftige Regen hernieder prasseln. Kurz nach Fünf kommt dann aber das erfreuliche Update: „Regen erst ab 23.00 Uhr, aber bereits vorher zieht kräftiger Wind auf.“ Zudem erfolgt ein deutliche Sturmwarnung für die Küste.

Als ich um Viertel vor Sechs am Startpunkt einrolle, erlabt Jan sich bereits an einer Waffel Eis, denn das italienische Eiscafé ist seit gestern endlich wieder am geöffnet. Da schließe ich mich doch gleich einmal. Zudem gesellt sich auch Daniel noch zu uns. Etwas später kommt Thomas angeschossen und zeigt mit ein paar Schlaufen auf dem Gaußplatz, dass er unsere stoische Ruhe beim Eisgenuss nicht begrüßt.

Mit zwei Minuten Verzögerung starten wir sodann hinaus in Richtung Brauel und wollen nun sehen, was der Wind uns abverlangen will. Sassenholz, Steddorf, Sellhorn, der Wind kommt immer schräg von vorn. Von Wangersen aus schlagen wir uns nach Ahrenswohlde und dürfen an der roten Ampel zweimal durchatmen. Während wir weiter geradewegs auf Ahrensmoor West zusteuern, schert Thomas unvermittelt in Richtung Ahrensmoor Ost aus und setzt sich ab. Unser verbliebenes Trio schlägt nun in den Ahlertedter Weg ein und pedaliert entspannt bei noch milden Temperaturen durch das Paradies. Über Klein Hamburg geht es vorbei am Pastorenteich in Richtung Bockholt. Es ist Punkt 19.00 Uhr als ich im Hinblick auf frühe Dunkelheit die die Frage stelle, ob wir hier den kürzesten Weg über Oersdorf einschlagen oder durch den Wohlerster Busch treten wollen. Jans Antwort ist deutlich: „Entscheidend ist nur, dass wir um Acht wieder in Zeven sind.“ Die Herausforderung ist angekommen, also nicht bummeln, sondern gleich mal die Kette etwas weiter nach rechts legen und durchstarten in Richtung Kakerbeck. Die engen Kurven am Ortseingang sind schnell durchflogen, die Baustelle in Wohlerst hält uns auch nicht auf und so zischen wir durch Winderswohlde und Grafel nach Sprakel. Hier pustet der Wind den Helm richtig gut durch und das setzt sich auch auf dem Kurs nach Haaßel fort. Bis Seedorf gönnt Jan mir einen bretonischen Windschild, der sehr willkommen ist. Nach den örtlichen Obstacles schießen wir hinunter nach Godenstedt und während die Dunkelheit mit Macht hereinbricht, kochen wir entschlossen hinauf nach Zeven. „Ortschild erreicht um 19.47 Uhr!“ Wir sind trocken geblieben, gut durchgepustet und Jan kommen beim Anblick des riesigen Croissants im Ziel beflügelnde Erinnerungen.

Als ich nach kurzen Mineral-Auftanken einige Minuten später auf das heimische Feuerwehrhaus zu rolle, öffnet sich dort just die Fahrzeughalle. Flink aus den Radschuhen in die Stiefel, die dicke Jacke über und den den Helm getauscht. Der kräftige Wind hat abgeliefert : „TH1, Baum auf Straße.“ Dank der guten Schutzkleidung ist es aber unerheblich, dass sich der Regen jetzt bereits zwei Stunden vor seiner Ankündigung in Szene setzt.

Sonntag, 24. September, „elf Grad sind ganz schön kalt“

Von der Sonne ist an diesem Sonntagmorgen nix zu sehen, in den Auewiesen hängt der Nebel fest und die Quecksilbersäule zeigt ganz magere elf Grad an. Mit kurz/kurz wird das nix. Das Trikot ist nicht mehr „Sommer“. sondern lang und frottiert und die Windweste kommt oben drüber. Die Büx muss mindestens knielang sein oder auch bis zum Fuß reichen. Sogar die Handschuhe dürfen gerne geschlossen sein.

Zuversichtlich des baldigen Sonnenscheins startet unser Quintett um 9.30 Uhr über den Braueler Weg und rollt über Anderlingen und Malstedt bis in den Norden von Hesedorf. Die blanken Finger sind im kalten Nebel bannig klamm geworden aber nun muss ja bald die Sonne hervor kommen.

Trotz technischer Hürden gelingt das Kontrollfoto in Hesedorf dann doch

Auf dem Mulsumer Weg ist sonst wenig Verkehr, meist nur einzelne Radfahrer. Aber heute hat es den Anschein, als hätte man den Verkehr hier entlang umgeleitet. Während wird über Tinste nach Mulsum einrollen, steigt der Nebel deutlich auf, nur die Windräder erscheinen kopflos und die Sonne bleibt weiterhin fern. Auf der Alten Schmiedestraße herrscht emsiger Maisladeverkehr und wir sind froh, als wir über den Mulsumer Weg in Wedel ankommen. Die Sonne ist noch immer weg aber nun kommt Wind auf, der unseren Rückweg etwas anspruchsvoller macht. Wir gelangen über Bargstedt zu einem bretonischen Hafen, aber wir können den Leuchtturm nicht sichten. Okay, dann segeln wir eben über Reith nach Fehrenbruch und ziehen nahezu verkehrsfrei durch bis nach Heeslingen. Als wir um 12.30 Uhr beim Zevener Eiscafé ankommen hängt immer noch eine Nebelglocke über der Stadt und wir schätzen heute gerne den Innenraum anstelle der Außenterrasse. Entspannt genießen wir ein paar Kugeln Eis oder eine Kaffeespezialität.

Als wir kurz darauf vor die Tür treten begrüßt uns das erste strahlende Sonnenlicht. Dass könnte man zu Anlass nehmen, Marinus heim zu geleiten und noch den letzten, lila Versuch einer Abschlussrunde über die „Schippe Sand“ zu pedalieren.