„Ride for Burkhard“, 320 km, 14. März 2020

Während Corinna das kulturelle Leben völlig auf den Kopf stellt, sind wir nur etwas spät dran, um uns der gemeinsamen Tour ab Flensburg zu stellen. Die Regionalbahn leistet weitere Verspätung und so entschließen wir uns, bereits in Schleswig von der Schiene auf die Straße zu wechseln.

Den regulären Saisonauftakt des Audaxclub Schleswig-Holstein mit der „Tour zum nördlichen Ort Deutschland“ hatten Frank und ich versäumt. Aber jetzt soll es los gehen, denn Motta hatte eingeladen zu einem Erinnerungs-Brevet für Burkhard, unserem „Hamburger Haus- und Hof-Radsportfotographen“ und Brevet-Genießer.

Beim „König der Löwen“ satteln wir auf und sausen am Südportal in die Tiefe. Nein, wir tauchen nicht einfach ab, wir fahren barrierefrei durch den St.-Pauli-Elbtunnel und tauchen am Nordufer des großen Stroms bei den St.-Pauli-Landungsbrücken wieder auf. Es ist noch ausgesprochen leer in der Großstadt am frühen Samstagmorgen, stellen wir fest und rollen über die Mönckebergstraße, dem Finish der Hamburger Cyclassics auf den Hauptbahnhof zu.

Unsere Bahntickets habe ich bereits online lösen können. Da die Bahn Online-Fahrradtickets lediglich für den IC- und ICE-Bertrieb zur Verfügung stellt, kommt man bei ausschließlicher Nutzung von sogenannten Regionalbahnen um das grausige Vergnügen der Bedienung von Fahrkartenautomaten nicht herum: „Note 5 für Ergonomie bei Ticketauswahl und Bezahlfunktion, mangelhaft!“ Gut, dass niemand hinter uns steht, aber irgendwie klappt es irgendwann doch noch. Letztendlich bleibt sogar noch Zeit für einen Pott Kaffee. Derweil bemerken wir, das die Corinna vom DB-Infoservice nicht nur auf einem Podest steht, sondern auch im Abstand von zwei Metern durch eine Absperrleine isoliert ist. – „Viel Spaß beim Schreien! … und nur gut, dass wir keine Hilfe brauchen.“ Da unser Zug planmäßig in Neumünster so geteilt wird, dass der hintere Teil nach Kiel abschwenkt, warten wir verständlicherweise im vorderen Bereich des Bahnsteigs. Die Bahn sorgt aber gerne für Unterhaltung und so treffen die beiden Teile nun nicht zusammen, sondern einzeln ein und nun natürlich in umgekehrter Reihenfolge.

Fahrradwagen

Wir haben zwar elf Minuten Verspätung, aber zum Trost haben wir unseren Fahrradwagen ganz alleine für und und unsere beiden Randonneure.

Da der heutige Plan vorsah, dass wir durchgängig gemeinsam mit der Gruppe unterwegs sein werden, haben wir uns wenig Gedanken um die Strecke gemacht, außer: „Motta führt uns bestimmt über Eutin nach Hamburg, also entlang der Ostküste. Um unseren zeitlichen Verzug ausgleichen zu können, entschließen wir uns, schon in Schleswig ausszusteigen, damit wir die Gruppe vielleicht in Eckernförde auffangen können.

Die Uhr am Bahnhofgebäude von Schleswig steht auf Punkt 12 Uhr. Wer weiß wie lange schon, denn die Fenster sind längst mit Brettern vernagelt. „Burkhard, wir wollen mit dir ein Brevet fahren!“ So, nun mal los, auf nach Brodersby, Franks neues GPS kennt die Richtung, zumindest für den Anfang. Inzwischen ist mein altes etrex-Navi auch hochgefahren und wir steuern mit Tempo auf Brodersby zu.

Undress

Puh, eben war noch feiner Harsch auf der Straße und wenig später kommen wir Dank der überraschenden Sonnenstrahlen früh Schwitzen. Wir legen also eine Zwiebellage ab und weiter geht es. Brodersby, gut, dass hätten wir, und „pieps“, „Batterien schwach“, das Navi ist aus. Natürlich verkennen wir, dass der Weg nach Eckernförde über die Schlei-Fähre nach nach Missunde geführt hätte. „Egal!“, wir nehmen nun die Straßenwegweiser die uns über die Bundesstraße nach Kappeln schicken wollen, „das kriegen wir hin.“

Raddampfer in Kappeln

Bevor wir hier die Schlei auf der Brücke queren, suchen wir noch flugs einen Spielzeugladen auf der uns neue Batterien fürs Navi verkaufen kann und dann schießen wir noch schnell ein Kontrollfoto mit Raddampfer im Hafen. Aber jetzt geht es auch schon weiter. Jenseits der Schlei will ich unsere Weg gern küstennah und abseits der Bundesstraße nach Eckernförde führen, aber Wegweiser und Navi führen uns immer wieder auf diese nervige Motorpiste, die einfach viel zu stark befahren ist, weshalb wir auf dem makeligen Radweg fahren. Angekommen in Eckernförde bin ich der Verzweifelung nahe. Für die Motorkutschen gibt es haushohe Orientierungstafeln, aber für den Fahrradverkehr nur unübersichtliche Pfeilchen hier und dort. Nach einigem Hin und Her gelingt es uns dann doch die Stadt zu verlassen und wir erreichen abseits der Bundesstraße den Ort Gettorf.

Frühstück in Gettorf

Kiel Wellingdorf

Selent

Timmendorfer Strand