Sommer-Ritt „7EVEN-BERLIN“ , 326 km, 2. Juli 2022

Sieben Zevener Rennradfahrer radeln den Piloten der Tour de France davon

Nur wenige Stunden nachdem in Kopenhagen Le Grand Depart von Le TOUR mit einem 13,2 Kilometer langen Zeitfahren angerollt ist, nehmen am Samstag, den 2. Juli, um 4.00 Uhr, als unsere Stadt noch schläft, von hier aus sechs von insgesamt sieben HANSA-Piloten direkten Kurs auf das Oranjehus von Oranienburg, am nördlichen Rand Berlins.

Startaufstellung in der Langen Straße zu Le Grand Depart 7EVEN-BERLIN

Auch wenn die Profis am Samstag noch flotte 202,5 Kilometer von Roskilde bis Nyborg nachlegen, werden sie nicht an die Tagesleistung vom Zevener Fahrradverein / Zevener Fietsvereniging heran reichen können.

Doch pünktlich um 4.00 Uhr sind wir angerollt und haben bei inzwischen eingetretenem Tageslicht in Sittensen auch unseren Rainer eingespannt.

In verdrehten Zeiten kann man schon einmal an der Zeit drehen“, meinte Rainer Franke und wollte gerne nochmals an einen Erfolg aus 2011 anknüpfen. Damals hatten elf Rennradfahrer aus Zeven Mitte Oktober beim „Einzel- und Mannschafts-Zeitfahren des Audaxclub Schlesig-Holstein“  die 275 Kilometer von Hamburg-Altengamme nach Berlin-Alt Gatow erfolgreich gemeistert. Auch wenn in den letzten Jahren einige Kameraden den kalten Oktobertagen getrotzt hatten und selbst die ganzen 360 Kilometer von Zeven über Geesthacht nach Berlin pedaliert waren, gesteht er sich ein, ein ausgesprochener Freund der Radsport-Sonneninsel Mallorca zu sein. Eifrig plante er an einer optimalen Direktverbindung von Zeven nach Oranienburg. – Und dann ging es auch schon los, zur besten Sommerszeit, am 2. Juli ´22.

… und auch der letzte Frühnebel schwindet bald.
„Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung!“

Am Tor zur Lüneburger Heide, auf dem Hingstberg bei Undeloh sichern wir die gute Laune des Teams auf einem ersten Kontrollfoto.

Um Viertel vor Sieben hat die Sonne bei Embsen schon soviel Kraft, dass sie uns aus den abstreifbaren Kleidern drückt.
8.10 Uhr: Feudal versorgt wird die sommerliche Rennrad-Reisegruppe unterwegs bei Kilometer 114 in Dahlenburg vom Piloten unseres Begleitfahrzeugs. Kamerad Marinus De Jong hat frische, belegte Brötchen und frischen Kaffee aus der Bäckerei Steffens-Zühlke aus Heeslingen an Bord.

Frisch gestärkt sind die Hügel von Hitzacker nur noch ein Kinderspiel.

… und hier im weiten ländlichen Bereich haben manche Verkehrsteilnehmer sogar noch die Ruhe weg und freuen sich, wenn ihnen einmal Radfahrer begegnen!

Flotten Trittes rollen wir voran …

… und es zieht die velophile Karawane in Richtung Elbe. Doch kurz nach 11 Uhr hat die Sonne solche Macht ergriffe, dass sie bei Kilometer 190 in Scharpenhufe von den Radlern eine weitere Rast einfordert.

Tatsächlich sind es auch nur 12 Kilometer bis die HANSA-Piloten die Eisenbahnbrücke erreicht haben, die sie bei Wittenberge entlang der Eisenbahn über die Elbe führen soll.

Erst im Dezember 2021 ist der schmale Streifen am Rand der Eisenbahnbrücke mittels Eichenbohlen für die Nutzung durch Radfahrer hergerichtet worden. – „Zevener Testfahrer on Tour!“

Bislang sind die Hamburg-Berlin-Piloten immer nur von Wittenberge auf der Brücke gen Süden über den Zusammenfluß von Karthane und Stepenitz geradelt und konnten dann am Elbdeich entlang weiter in Richtung Berlin radeln. Wer nicht durch die Regularien des Einzel- und Manschaftszeitfahren des Audaxclub Schleswig-Holstein an die Querung der Elbbrücke bei Domitz gebunden ist, der hat hier nun die freie Auswahl.

Sommerliche Ausblicke am Deich der Mittelelbe.

Ganz egal, ob man von Bälow aus durch die Elbauen rollt …

… oder durch das Storchendorf Rühstädt, …

… nur 16 Kilometer nach Querung der Elbe bei Wittenberge führt die Querung der Schleusenbrücke vom Gnevsdorver Vorfluter …

… bei manch einem wohl gerne zu etwas Irritation.

Inmitten der Wasserwege Gnevsdorfer Vorfluter zur Linken und der Elbe zur Rechten tut sich dem Radler für zunächst zehn Kilometer ein beeindruckendes Bild auf.

Wen dann bereits die Querung der Havelmündung überrascht, der hat nicht damit gerechnet, dass er kurz darauf zur Linken erneut die Havel vorfindet und zur Rechten weiter entlang der Elbe radelt.

Spätestens sieben Kilometer später, wenn zur Rechten das Wasser der Schleuse Havelberg von der Elbe ablenkt und diese ebenfalls gequert wird, dann sollte die Verwirrung perfekt sein. Zum Glück führt zwei Kilometer später das Erreichen des Zentrums von Havelberg zur Auflösung des Knotens.

Diese wagemutigen HANSA-Piloten haben den richtigen Weg gefunden! Unser Heiko hat sich bereits zum Familienurlaub in Kyritz verabschiedet und hier den gemeinsamen Pfad verlassen.

Der Pilot unseres Begleitfahrzeugs muss hingegen 40 Kilometer südöstlich von Wittenberge bei Sandau die Elbe queren und kommt von dort 5 Kilometer nördlich direkt zur Versorgung nach Havelberg.

Wer den Versorgungspunkt verpasst, …

… der kann zuerst nach 12 Kilometern erneut die Havel queren und ins sagenumwobenen Strodehne gelangen.

Spätestens an der Tanke von Rhinow finden alle wieder zueinander. – Alle? Nein, Michael hat nach 236 Kilometern in Havelberg den Marinus als Piloten des Begleitfahrzeugs abgelöst, der nun mit uns sein eigenes Rad über den Asphalt pedaliert.

Die Karawane zieht weiter. Doch knapp 40 Kilometer weiter bahnt sich ein weiter Ausfall an. …

Als würden wir dort am Himmel über Jahnberge unseren fliegenden Fied vermuten, will unser Metzi sich partout nicht weiter rühren: „Wenn die Beine müde sind, dann geht es eben nicht mehr vorwärts.“

Souverän lenkte nun unser Marinus die Veteranen Rainer, Markus, Frank und Bernd zum Ziel ins Oranjehus von Oranienburg.

Das zwei der Zevener Rennradpiloten ihr selbst gesetztes Tagesziel nicht erreichen konnten bleibt nachrangig, denn alle sieben haben mehr als die Distanz der ersten zwei Tage der Frankreich-Rundfahrt abgeliefert.

Somit erfolgt das gemeinsame abendliche Verkosten von Pasta und Pizza in einem Oranienburger Ristaurante auch in wahrhaft glorreicher Stimmung.

… zum Pressebericht in der ZEVENER ZEITUNG vom 19. Juli 2022