RTF „Vörder Land“, Bremervörde, 15. Mai 2010

Der Wetterdienst hat für heute angekündigt „teilweise leichter Regen“. Um 8.00 Uhr hat das Quecksilber bereits die 8,8 erreicht, es ist trocken und nur mäßig bewölkt. Eine Viertelstunden später radel ich dann auch schon gen Bremervörde. Die Widrigkeiten auf der Anfahrt liegen heute nicht in Niederschlägen und sondern in einem deftigen, böigen Wind. Zwischen Ober Ochtenhusen und Sandbostel hab ich fast das Gefühl, die Dutch Mountains wollen mich rigoros vom Start fernhalten. Nix da!, irgendwie rollt es weiter und die 34 Kilometer Anfahrt sind schnell vergessen. Beim Betreten der Aula erfahre ich herzliche Begrüßung von Anneke und Uwe, die heute eben mal nicht fahren dürfen, sondern „Dienst an der Strecke“ haben werden. An der Anmeldung kann ich leider nicht mehr die 100 aus dem Vorjahr greifen, denn zwei andere Sportler waren da wohl schneller. Kurzerhand wähle ich mir die 111 für einen guten Start. Dann wird es erst einmal Zeit für eine kleine Stärkung: Ein Käsebrötchen und viel Kaffee. Derweil taucht auch Werner auf, der sich heute dringend eine satte Trainingseinheit zuführen will. Draußen füllt sich der Hof, insbesondere ist die Radsport-Riege aus Himmelpforten nahezu komplett mit dem Rad angefahren und hat auch ein paar Stader mitgebracht. Ebenso finden sich Abordnungen aus Selsingen, Bargstedt, Buxtehude und der Ollander ein.

Gemeinsam mit Werner fahre ich zur Startaufstellung und wir stellen fest, dass, obwohl es bereits zehn Minuten vor 10 Uhr ist, noch kein Fahrer in den Blöcken steht. Dann machen wir halt den Anfang und stellen sehr schnell fest, dass es hier sehr ungemütlich ist, weil der Wind hier fürchterlich kalt entlang pfeift. Dann folgen aber zahlreiche Radler und das Start-Komitee des TSV Bremervörde.

Punkt 10.00 Uhr hebt sich ein Arm mit einer Signalpistole und „Klack“, Fehlzündung, nochmals „Klack“, Fehlzündung“ und dann macht es endlich „Peng!“ Also trete ich los und lande dabei, obwohl von ganz rechts kommend, an der Spitze und ziehe das Feld hinter mir her. Statt eines gewohnten breiten Startfeldes, hängen sich alle im Gänsemarsch an – nun denn. Doch bereits als ich in Engeo den Kreisel verlasse, bemerke ich, dass da niemand mehr hinter mir ist. Egal!, der Wind steht jetzt im Rücken und wird es etwa bis zur ersten Kontrolle auch weiter tun. Der Tacho glüht gut und pendelt zwischen 38 und 43 – schön! So trete ich weiter, schwenke in Glinstedt nach links ab auf die breite Landstraße und überhole eine paar rüstige Frühstarter. Auch auf der langen Geraden der Landstraße zurückblickend kann ich keinen Verfolger ausmachen. So biege ich am Ortseingang von Rhade zur Kontrolle 1 ein, grüße mit einem satten „Moin!“, ziehe eine Schlaufe um die dort abgestellte Sattelzugmaschine von HANSA-Lahde – grins! – und fahre wieder auf die Strecke. Doch dann passiert mir ein übler Fehler. In Rhade übersehe ich nach dem Linksschwenk auf die Hauptstraße die Beschilderung für die Feldertrennung. Statt gleich wieder rechts nach Ostereistedt abzuschwenken, fahre ich geradeaus durch Rockstedt, Granstedt und Selsingen. Als mich die Ausschilderung weiter nach Ober Ochtenhausen leitet, kommen mir ernsthafte Zweifel, ob ich denn auf der richtigen Route bin. Zu allem Überfluss kommt mir kurz vor Ober Ochtenhausen dann auch noch Joachim entgegen, der wieder einmal etwas später am Start war – grins! Er hatte am Start nur noch ein paar ultra-gemütliche Radler angetroffen und ihm war deshalb vom Organisationsteam nahegelegt worden, durch eine Querfahrt nach Seedorf auf die Route der flotten Radler zu stossen. Der Weg entlang der Bundesstraße erscheint mir unsicher und daher ziehe ich den noch erkältungsgebeutelten Joachim über den Ohreler Weg nach Haaßel. Da wir nicht wissen, ob die Fahrer schon durch sind oder nicht, nehmen wir weiter Fahrt auf über Anderlingen und Fehrenbruch und steuern die Kontrolle in Farven an. Noch war niemand da, aber schon drei Minuten später treffen meine vorherigen Verfolger ein. Wir geniessen etwas Kaffee und naschen von den nussigen Riegeln an der Versorgung.

Joachim will sich von hier auf den Schlussteil der 78er-Runde zum Ziel begeben. Währenddessen entschließt sich Werner die 118 voll zu machen. Als ich zum Aufbruch klingele, steigen die Mitstreiter nur schleppend auf ihre Rennmaschinen. So trete ich zunächst langsam los und als sich dann immer noch nichts tut, richtig in die Pedale. Kette rechts und ab nach Bargstedt. Als ich von Klein Hollenbeck kommend auf die die Haupstraße von Hollenbeck einfliege, kann ich die Streckenposten mit einem kräftigen „Moin!“ aus ihrer vertrauten Plauderei wecken und ihre Aufmerksamkeit damit wieder auf den Verkehr richten. Am Oersdorfer Wieh registriere ich erstmals meine nahenden Verfolger. Wohl wissend, dass ich bei dem seit Hollenbeck tobenden heftigen Seitenwind nicht mehr lange Vorsprung halten können werde und spätestens nach Kohlenhausen gegen den Wind eingeholt werde, bemühe ich mich weiter kräftig zu treten. So rette ich die Führung durch Viehbrock und Wense und weiß, dass in Sellhoop endgültig Schluß sein wird. Aber erst nach dem Queren von Bohnste hängen die Verfolger an meinem Reifen. Sie hängen sich dran an meinen Reifen, in den Windschatten und keiner will vor ziehen. Selbst nachdem sich in Sassenholz der Kurs wieder Richtung Norden ändert, zieht niemand vorbei. Auch als der nachfolgende Wald durchquert ist und ich Zeichen zum Führungswechsel gebe, kommt niemand. Erst als wir Anderlingen verlassen, lassen sich die sieben Verfolger in die Windarbeit einspannen und ich komme endlich mal zu etwas Ruhe. In Fehrenbruch stehe wieder ich im Wind und nehme das „Stückchen“ bis zur erneuten Kontrolle in Farven mit neuem Elan. Während ich von meinen Begleitern die verzweifelnde Frage nach meinem heutigen Frühstück ernte, kann ich vom Versorgungsteam freundlicherweise nochmals einen Becher Kaffee erhaschen und genieße ihn. Unangekündigt rollt nun der junge, schnelle Bremervörder Sportfahrer an und bietet einen Escortservice bis Bremervörde an. Da die meisten Radler sich an der Kontrolle nun offenbar in Plaudereien steigern, entschließe ich mich zum Aufbruch. Es ist ein Aufbruch, der wieder stramm gegen den Wind verläuft. In Steinberg naht der junge Bremervörde heran und passiert. Beschwingt hänge ich mich an und bemerke, dass er vier Plauderer hat mitziehen können. Gemeinsam mit ihm gelingt ein sauberer Wechsel am Wind und so ziehen wir durch Byhusen nach Hesedorf. Hier kommen wir zunächst aus dem Wind und bis Bervern schlägt der Tacho gern die 45 an. Als ich von der Bundesstraße nach rechts Richtung Minstedt gegen den Wind einbiege, bemerke ich, dass mir nur zwei Begleiter aus Buxtehude und Hamburg geblieben sind. Der junge Bremervörder schleppt sich mit den anderen beiden Gästen etwas weiter hinten. Im Dreierteam gelingt nun ein finales Kreiseln, dass richtig herrlich ist. Gemeinsam erreichen wir den Engoer Kreisverkehr und schießen ins Ziel.

Bon Courage!