12.-13.08.2022, „Blues & Rock’n’Roll“, CH-F-I

Corinna hat uns von der Teilnahme an so manchen Veranstaltungen abgehalten. Also machen wir das beste daraus und begeben uns kurzentschlossen und motorisiert ins Schweizer Wallis.

 Angesichts der aktuellen Hitzewelle sind wir nach langer Fahrt sehr froh endlich den Genfer See zu passieren und dort den Beginn eines atemberaubenden Sonnenuntergangs zu erleben. Nun ist es nur noch ein kleines Stück bis Martigny und die Mägen freuen sich schon auf einen kräftigen Carbo Load.

Nein, wir mussten uns kein Loch in die Gefängnismauern stemmen. Wir haben diesen Platz nur kurzfristig zur Vorbereitung unserer Fahrräder in Anspruch genommen. und dann sind wir los gedüst, zunächst verhalten, dann etwas flotter, aber auch gleich wieder viel ruhiger, denn der Anstieg aus dem Tal der Rhonne in Richtung Südost kommt sehr stetig. Sehr euphorisch haben wir trotz der Hitze und einiger recht steiler Abschnitte die knapp eintausend Höhenmeter bis zum Col de la Forclaz überwunden.

Dafür gibt es an diesem Aussichtspunkt erstmal frisches Quellwasser zum Nulltarif und einen guten Kaffee für die Seele. Danach rollen wir hinunter zunächst über die Grenze nach Frankreich und dort auf ein Niveau, das etwa 500 Meter tiefer liegt. Ohne einen Stopp geht es aus der kleinen Talkehre sogleich wieder 500 Meter hinauf zum Col des Montets, 1461 m.

Hier am Naturreservat ist auch keine Rast angezeigt und so rollen wir einfach weiter 500 Meter tiefer ins Tal, in das Städtchen Chamonix-Mont-Blanc.

Wir haben den Fuß des großen, weißen Riesen, des Mont Blanc erreicht! Auf einer Café-Terrasse lassen wir uns unter den Sonnenschirmen nieder und genießen Kaffee, Kuchen und auch eiskalte Orangenlimo.

„Nun geht es den gleichen Weg wieder zurück, aber mit dem kleinen Vorteil, dass wir nur zwei Anstiege zu 500 Metern erwarten, aber 500 und 1000 Meter hinunter fliegen werden.“

So haben wir die 500 Meter hinauf zum Col des Montets ganz fix erklommen und lassen den Mont Blanc hinter uns zurück. Nach der kleinen Talfahrt ist der erneute Anstieg zum Col de la Forclaz allerdings doch etwas härter, aber nicht unüberwindbar.

Da der Apfelkuchen am Pass ausgegangen ist, lassen wir es mit einem kleinen Kaffee bewenden und rollen sodann hinunter in Tal. Die danach folgenden 1000 Höhenmeter der 13 Kilometer langen Abfahrt nach Martigny sind ein absolut erhebendes Erlebnis.

Die letzte Kehre der Abfahrt liefert ein imposantes Bild davon, wie die Stadt sich ins Tal der Rhonne eigebettet hat.

Nach der Dusche und einer satten Ladung Pasta lassen wir den Tag auf einem Musikfest in der Fußgängerzone entspannt im Blues eines mitreißenden Trios ausklingen.

Gut ausgeschlafen und kräftig gefrühstückt wagen wir uns an Teil zwei unseres alpinen Abenteuers. Heute gibt es eine Tour mit nur einem Pass, der es dafür aber in sich hat. Wir wollen zunächst auf 45 Kilometern Länge eine Höhendifferenz von 2000 Metern zum Col du Grand Saint Bernard erklimmen. Danach wird es auf einer Länge von 35 Kilometern ebenfalls 2000 Meter hinab gehen. – „Tja, und dann nur noch eben wieder zurück!“

Bis hier ist noch alles gut. Acht Kilometer vor der Passhöhe spaltet sich die St.-Bernhard-Tunnelautobahn von unserer Route ins Dunkel ab. Wir haben nun die Sonne, kaum noch Verkehrslärm und knackige Anstiege.

Als erster kleiner Lichtblick zeigt sich die Aussicht über den Tunneleingang zum Stausee Les Toules.

Die beeindruckende Staumauer des künstlichen Sees konnten wir bereits längere Zeit aus der ansteigenden Galerie heraus bewundern.

Es ist vollbracht, wir haben die Passhöhe des Großen Sankt Bernhard erreicht, …

… auf der sich ebenfalls der beeindruckende See des Großen Sankt Bernhard anschließt.

Jetzt ’ne kleine Cola und dann hinunter fliegen bis Aosta. Dabei ist der frische Asphalt auf der italienischen Seite so perfekt, dass es ein wahres Vergnügen wird.

An der Gelateria auf dem Piazza Emile Chanoux in Aosta gibt es raffinierten Obstkuchen, Kaffee und eiskaltes Wasser für die Rückfahrt.

Die letzten paar Kilometer sind ein hartes Brett. Der Fön bläst uns auf dem Anstieg zum Passo del Gran San Bernado immer wieder gnadenlos entgegen. Ohne kleine Besinnungspäuschen geht es da nicht voran.

Aber dennoch, wir haben es auch hier hinauf geschafft. „Chapeau!“

Und jetzt 45 Kilometer lang nur bergab rollen!!! – Festzustellen ist allerdings, dass der Respekt der Autofahrer gegenüber den Radfahrern auf italienischer erheblich höher ist und einige Schweizer doch besser zu Fuß gehen sollten.

Zum Tagesabschluss gibt es wieder Pizza-1664 und Pasta-Grimbergen sowie auf der Bühne der Fußgängerzone satten Rock’n’Roll.

Angesichts der Mühen und Hitze ist es nicht so ganz klar, ob wir uns über die für Sonntag angekündigten schweren Gewitter ärgern oder freuen sollen; wir entschließen uns vorsichtshalber zur Abreise 😉

So fahren wir also vorzeitig heim. – Noch einmal brauchen wir hier nicht wieder her, denn es gibt noch so viel mehr Abenteuer auf dieser Welt! – Nur eines ist gewiss, unsere Anmeldung für das reguläre Zeitfahren Hamburg-Berlin des Audaxclub Schleswig-Holstein, am 15. Oktober werden wir am Montagmorgen nicht verpassen!