Wenn es weit hinaus gehen soll, dann muss man schon etwas früher aufstehen, auch wenn es Sonntag ist. Wenn man dann in der Früh mit dem Rad anfährt zum Treffpunkt in Heeslingen und die Sonne erst ganz langsam durch den Nebel der Wiesen lugt, dann bekommt man besonders in der Nähe von der Oste ganz schnell kalte Finger. Doch so etwas kann unseren Herminator nicht erschüttern, keine Angst, keine Angst, …!
Nicht etwa der fliegende Holländer, sondern Marinus hat unsere Vereins-Mega-Dockingstation aufgepimpt, damit neben den lüttjen Schnellbooten auch ein sicherer Platz für die Fregatte Robert bereitgestellt wird.
Auf dem Weg in den Start-Hafen lenkt uns Captain Rainer über die Hansalinie bis zum Erich-Kästner-Port in Barsbüttel, in dem wir ausdocken.
Der australische Felsen-Sound begleitet uns beim Hissen der Zevener Cross-Flagge und geleitet uns in die Shanghai-Zentrale. Angeheuert werden die Matrosen hier gnadenlos mit kräftigem Mokka und prächtigem Mamor. Dann mal los, denn die Weltumsegler sind schon auf ihrem Marathon-to-Hell unterwegs, die Glocke schlägt gleich Neun.
Im letzten Jahr waren hier nur Wind und Regen am peitschen, aber heute steht St.-Pauli Hafenmeister Wolf vor vollen Booten und peitscht die Stimmung auf. Hunderte Matrosen stehen alle an Deck und wollen nun raus aufs Meer. Doch noch wird Piraten-Jan die Taue nicht vom vordersten Poller lösen. Unter den wildesten Seebären hat Coffein-Thorsten auch einen weiteren Shampoo-Freibeuter entdeckt und stößt mit ihm ins Horn. Der Moses Leon hat das Heck unserer Fregatte längst klar gemacht und nun gibt es kein Abwarten mehr. Die ohrenbetäubenden Höllen-Glocken schallen durch die Bucht: „Alle Leinen los! Wir stechen gnadenlos in die See hinaus!“ Kaum sind die Männers hinausgefahren, da läuten die Glocken noch zweimal lauter und die Freibeuter-Weiber ziehen gleichfalls hinaus: „Ahoi, ohe!“
Der Wind auf See ist gut, die salzige Luft macht Mut und manch alter Mast fängt bei hoher Fahrt zu knacksen an. Längst haben die Schiffe die große Bucht verlassen und passieren nun das Leuchtfeuer Burkhard bei den großen Felsen, wo das Meer so sehr aufbraust. In Windeseile ist das Kap umschifft und die Schiffe landen auf der Insel Büttenwarder, um weiteren Proviant aufzunehmen. Kurz ist die Rast und es geht wieder hinaus auf See. Der Kurs ist gesteckt, die Strömung ist gut, und die Matrosen singen ihr Lied. Die schnellen Boote ziehen voraus und die Fregatte folgt nach . Doch auch sie landet nach der großen Überfahrt am Strand der Schatzinsel Büchen. Die Beute der Piraten ist groß, goldenes Brot und silberner Saft, das macht sie kernig und schenkt ihnen Kraft.
Es geht wieder hinaus aufs Meer, und der Bug tanzt über die Wogen. Meile um Meile treibt uns der Wind. Im dritten Hafen legen wir bei stürmischer See gar nicht erst an, sondern ziehen rastlos weiter über das Meer. So erreichen wir wieder die Insel Büttenwarder und entern direkt die sagenumwobene Hafenkneipe „Unter den Linden“. Das eiskalte Astra tut der trockenen Seemannskehle besonders gut. Mit einem „Ahoi!“ an Wirtsmann Schorty und „Tschüß!“ an die Bagaluten Kurt und Adsche gehen wir wieder an Bord der Fregatte Robert. Die See wird nun rauer und die Strömung ist schwer, doch die Matrosen richten ihr Werk. So landen die Schiffe alle sicher im Dock, der Moses hat seine erste Ausfahrt gemeistert und senkt nun müde die Augenlider.