Planung der Saison und bescheidenes Wintertraining im Februar 2013

Erstmal ist Samstag. Es ist der 9. Februar im Jahre 2013 und die Temperaturen liegen eben so über dem Gefrierpunkt. Das Salz hat längst alle Straßen abgetaut und der Wind hat die Feuchte davon getragen.

Bei den Rennradpiloten des Zevener Fahrradvereins steht heute eine gemeinsame Saisonplanung, oder besser, eine Saisonabstimmung auf dem Programm, denn die eigentlichen Highlights haben die Piloten jeder für sich längst schon, teils ausgiebig geplant und gebucht. Auch wenn die Anfahrt nur vier Kilometer lang ist, so sattele ich passend zur Veranstaltung mein stählernes Race Fiets und trete mit bescheidenen acht Kilometern zum HANSA-Headquarter an. Jan hat die Getränke am Start, Rainer hat skandinavische Kekse dabei und schon geht es los und wir schon mitten drin: Trainingslager auf Malle, im Harz, die Rennen des German Cycling Cup, Velolthon, Cyclassics und das Zeitfahren von Hamburg nach Berlin. Zwischendurch muss dann auch noch etwas Training sein, mal kräftig und mal entspannend. Nach gut zwei Stunden ist es vollbracht. Ich verpacke mich wieder in m eine Zwiebelhäute und das ist gut so. Denn draußen ist es nicht nur dunkel, sondern auch merklich kälter geworden. Dem kann man nur entgegentreten, indem man sich warm tritt. Während ich zunächst die Reithalle anvisiere, schwenke ich dann über den Braueler Weg und kann mich gen Sassenholz einrollen. Über Weertzen, Gyhum und Winkeldorf geht es retour: Mit 49,9 Kilometern schließt die kleine, kühle Abendrunde.

 Es ist wieder Sonntag (10.02.). Das Quecksilber sitzt um halb Zehn noch zwei Striche unter dem Nullpunkt. Die Trainigsbeteiligung wird gemäss den gestrigen Absagen recht dünn ausfallen. Daher erwarte ich eine kleine sportliche Gruppe, die mit dem MTB flott unterwegs ist. Zeitig rolle ich mit meinem Hardtail zum Start und treffe in Abwesenheit des Diensthabenden und der Kohl-und-Pinkel-Touristen auf Dirk, Gerrit, Heiko und Rudy. Irgendjemand verkündete sogar, dass die Beine nach dem Training brennen müssen, dann könne man auch einen Erfolg verzeichnen. Unter der Regie von Gerrit starten wir also ins Ungewisse. Dabei geht es zunächst über asphaltierte Wege bis wir dann Einzug ins Große Holz halten. Leider ziehen wir fünf etwas gemäßigt durch den Wald, aber werden vielleicht dadurch beim Austritt am Mühlenweg mit dem herrlichen Anblick von fünf Hirschen belohnt. Kaum sind wir im Gelände, da zieht Gerrit uns wieder auf den Asphalt. Doch hinter der Bade schwenkt er ins Moor und die Sache kommt dann auch gleich richtig in Fahrt. So ganz langsam  verlassen wir damit den Ruhepulsbereich, auch wenn es in manchen Beinen noch keinesfalls kribbeln will. Immerhin kann jeder, der etwas mehr Ansprüche an das Training stellt, sich immer den übelsten Teil der zerfahrenen Spuren auswählen und damit wenigstens einen grundsätzlichen Fahrspaß genießen. So erfahren wir auch eine üppige Begrüßung durch eine Gruppe von 23 Rehen. Angelangt auf der Straße vor dem Ortseingang von Nartum dreht Gerrit sogleich wieder bei und führt uns wieder ins Moor hinein. Dabei führt uns dieser Weg unerwartet genau auf unseren ursprünglichen zurück. Entlang des Torfverladebahnhofs ziehen wir fix über die Landesstraße und setzen unsere Tour abseits gen Hemel fort. Einige der abseitsliegenden Wege werden allerdings von motorisierten Schuhkartons auf Rädern so stark frequentiert, dass sie spiegelblank gefahren sind. Perdauz, aus dem unspektakulären Rutscher des einen, entwickelt sich plötzlich der Patzer eines anderen und der schmiert dann so richtig übel ab – auah! Gemeinsam halten wir eine ganze Weile inne, bevor wir dann mit großer Besonnenheit langsam weiterziehen. Der Straße folgend erreichen wir Ostertimke und eskortieren unseren Sturzpiloten bis nach Badenstedt. Inzwischen ist er auch nicht mehr so blass um die Nase herum und so lassen wir in alleine heim ziehen und begeben uns noch zu einem kleinen Exkurs über den Teufelsberg und wiederum ins Große Holz. Zum Finisher-Kaffee im Vereinsheim vergewissern wir uns gerne fernmündlich, dass unser Sturzpilot auch heim  gefunden hat und stürzen uns sodann auf die leckereren Schokoladentäfelchen. Mich zieht es danach noch ins Metzmoor hinaus. Mit einigen flotten Bahnen über seine wunderbar unwegsamen Wege, die eben nicht blank gefahren sind, kann  ich den Kessel unter Dampf bringen. Hier noch über einen Maisstoppel gepoltert, dort noch über einen Zaun geklettert und auf einer Wiese fast im kleinen Graben kopfüber gegangen, damit lassen sich die Bahnen abwechselungsreich ausschmücken. Als ich dann gegen 14.00 Uhr bei Bademühlen aus dem Moor herausstoße, kann ich nochmals den direkten Anblick einer Gruppe von Hirschen erfahren, diesmal sind es sogar zehn, die beieinander stehen. Schnell noch einen Bogen durch das Große Holz und dann ist ruhiger Sonntag.

 Nun ist schon der 17. Februar. Die Temperaturen dümpelten in der Woche stetig am Gefrierpunkt auf und ab. Die letzten zwei Tage haben keinen Schnee oder Regen gebracht und so sind die Straßen nicht nur eisfrei, sondern auch noch trocken. Das Quecksilber lockt mit satten plus 1,5 Grad Celsius und den Himmel kann man sich nahezu unbedeckt denken. Okay, es ist nicht so richtig warm und sonnig, aber dem Reiz des Roadbikes kann ich nicht widerstehen. Es dauert schier unendlich, bis ich dann meine Sachen beieinander habe und endlich auf dem Rad sitze. In der Annahme, dass ich überfällig sein werde hetze ich ich mit Volldampf  in Richtung Vereinsheim und schenke einem von anderer Seite herannahenden , hellblau-uniformierten Rennradler nur geringe Aufmerksamkeit. Am verwaisten Vereinsheim angelangt, wähne ich mich verspätet und ziehe daher gleich durch, an der Reithalle entlang in Richtung Hesslingen. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich nicht, dass der einsame Rennradler Rainer ist und auch noch ein Quartett vom MTB-Piloten gleich am Start eintreffen wird. Rainer zieht alleine seine moderate Sonntagsrunde und begegnet in Ohrel einer Roadbike-Gruppe aus Bargstedt, die wohl gemütlich unterwegs ist. Auf den vier MTBs sind indes Dirk, Heiko, Jan und Thomas unterwegs und durchkämmen die Region. Mich treibt es bis Revenahe, von wo ich nach Regesbostel ziehe und über Kallmoor und Elsdorf meinen Rückzug antreten. Nach knapp zweienhalb Stunden und gut 77 Kilometern unter der Kurbel rolle ich ans demokratische Cafe, wo ich schon drei MTBs stehen sehe. Während Dirk schon aufgebrochen ist, erlaben Heiko, Jan und Thomas sich wieder an den Kaffeespezialitäten des demokratischen Bäckers, während ich mich gerne dazu geselle und ebenfalls ein Kännchen bestelle. Jan schießt noch schnell ein Tischpanorama und dann ist der halbe Sonntag schon um. Schade, dass morgen schon wieder Montag ist.