Trainingslager Can Picafort/Mallorca, 2.-9. April 2011

In die Sonne fliegen und rauf aufs Rad!

Tag der Anreise

Zeitig genug treffen alle neun Radler und eine Begleitung heute (2.4.) am Airport Bremen ein. Na so fast, denn Dieter muss noch eben schnell seinen Ausweis holen.

Wegen einer Zusammenstreichung von Flügen erreichen wir Palma erst um 16.00 Uhr. Schon vor 14 Tagen hat Hugo sich so sehr über diese Maßnahme beklagt, dass Gerrit deshalb für uns für die 75 Kilometer Transfer vom Flughafen zum Hotel eine Bereitstellung der Rennräder am Flughafen organisiert hat. Wir werden in Palma von erstklassigem Radwetter begrüßt, aber leider nicht von Fahrrädern. Ein Missgeschick Dritter hat die Verfügbarkeit der Räder kurzfristig unterbunden und so fahren wir im Kleinbus zum Hotel. Dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, unmittelbar nach dem Transfer in den Norden der Insel, dort unsere Leihräder in vorbestellter Rahmen- und Sattelhöhe in Empfang zu nehmen und eine erste Runde zu wagen.

Hugo ist bestens orientiert und führt uns an den nahegelegenen Parc Natural. „Wir müssen hier, äh da, äh dort entlang!“, aber finden unter seiner Regie nach einer flauschigen 29 Kilometer langen Einstiegsrunde wieder sicher zum Hotel zurück.

Beim anschließenden Abendbuffet treffen wir auf unsere Kollegen von den Quarkbechern, die bereits seit dem Montag dieser Woche vor Ort sind und in zwei Tagen wieder abreisen werden.

Mit dabei sind auch uns’ Udo und Alpha-Hermann, die leider sturzbedingte Beeinträchtigungen erfahren mussten. So nehmen wir bei leckerer Radlerkost am Buffet auch sofort unsere Tourenplanung für den morgigen Sonntag auf.


Zweiter Tag

Bereits zum Frühstück begrüßt uns am heutigen Sonntag (3.4.) in unserer herrlichen Bucht von Can Picafort die Sonne. Die Brötchen sind fade, aber die Baguettes sind frisch und knackig. Für die erste richtige Ausfahrt entschließt sich Werner zusammen mit fünf weiteren HansaRadlern zur Teilnahme an einer geführten GA1Tour, um Grundlagen- und Ausdauertraining zu betreiben.

Steffen hat bereits satte dreitausend Kilometer auf dem Kessel und geht gleich mit den flotteren, der Milram-Fahrer auf eine knackige Bergtour. Nach satter Anfahrt auf Inca schuften sie sich auf die Bergkette hinauf, um eine knackige Abfahrt hinunter nach Sa Calobra zu erleben.

Aus der kleinen Bucht von Sa Calobra führt jedoch auch nur dieser eine Weg hinaus, hinauf auf den Berg, zwölf Kilometer lang.

Dank der in der Abfahrt getankten Endorphine kann der harte Anstieg gemeistert werden. Unscheinbar ist dagegen der weitere Bergritt nach Pollenca und ihm schließt sich ein glatter Abschluss zurück zum Startpunkt an. Meine erste Tour führt mich über Sa Pobla nach Pollenca. Über den sanften Anstieg in die Hügel komme ich bereits vor Steffens Gruppe in Sa Calobra an und begegne ihr, als ich von dort wieder halb aufgestiegen bin. Auf dem Rücken der Berge rolle ich weiter in Richtung Soller. Dabei werde ich von einem Rabobank-Racer überholt, den ich kurze Zeit später an einer Tankstelle in Soller wieder entdecke. Den Weg zum Hafen von Soller verpasse ich leider und gelange zum großen Tunnel auf der Route nach Palma, der für Radfahrer gesperrt ist. So finde ich meinen Weg, klettere hinauf zum Coll de Soller. Nachdem mich in diesem langen Anstieg nochmals der RabobankRacer überholt, lasse ich mich am Gipfel zu einer kleinen Rast am „Restaurant dalt des Coll“ nieder.

Herzerfrischend ist die Abfahrt nach Bunyola. Zunächst nehme ich nun Kurs auf Inca, aber ziehe dann in der Ebene gen Süden bis an den Rand des Aeropuerto. Von hier folge ich der Schnellstraße nach Manacor und lege dabei ein nettes Tempo hin. Der teils heftige Autoverkehr auf dieser Schnellstraße lässt mich jedoch resignieren und so wechsele ich bei Algaida auf ruhigere Routen, trete den Rückzug über Sineu an und schließe den Tag nach 217 Kilometern ab.

Nach vitalisierenden Aufgüssen im Finischen Bad und einem leckerem Abendbuffet lauschen wir gespannt einem interessanten Vortrag von Triathlon-Profi Timo Bracht und begrüßen sodann auch unseren heute eingetroffenen HansaJan, der natürlich schon gleich seine erste Inselrunde getreten hat.


Dritter Tag

Meinen Wecker habe ich für heute (4.4.) etwas früher gestellt und nehme im Speisesaal noch vor der Frühstückszeit zwei Tassen Kaffee auf, während es draußen noch finster ist. In Erwartung morgendlicher Frische habe ich ein langes Trikot angezogen und habe damit eine gute Wahl getroffen. Auch sind die leichten Handschuhe noch angebracht in dieser Stunde der Morgendämmerung. Mit Batterieleuchten gesichert trete ich los, aus dem Ort hinaus in Richtung Muro. Schnell wird es nun hell und an den Feldern wird es teils richtig frisch, denn in dieser Zeit laufen an all den Gemüsefeldern die kleinen Beregnungsanlagen auf Hochtouren. Im Bogen ziehe ich um die Albufera-Sümpfe herum und quere sie entgegengesetzt der Antrittstour vom Samstag. Am Kraftwerk wähle ich die Straße nach Westen und lege nun eine Schlaufe um den Lago Esperanza. Nach smarten 51 Kilometern steige ich unter die Morgendusche und treffe beim Frühstück auf meine Hansa-Radler. Viertel vor Elf sitze ich wieder im Sattel.

Mein Weg führt mich vorbei an Muro und soll mich Sa Pablo im Süden passieren lassen. Dabei gerate ich auf eine schmale Straße mit Gemüsefeldern zu beiden Seiten. Während links mit einer entsprechender Erntemaschine Lauch gerodet wird und dabei viel Ackerboden auf der Straße liegen bleibt, plätschert von rechts viel Wasser aus der Beregnungsanlage auf die Straße. Als Folge hiervon setzen sich nach wenigen Metern meine Bremsen mit einer fürchterlich klebrigen Terracotta-Pampe zu und ich komme nicht mehr weiter. Erst mit Hilfe eines kräftigen Pflanzenstängels kann ich die Bremsköper wieder frei machen. – Gerrits späterer Kommentar: „Damit bauen die hier sogar Häuser!“ – Vorbei an Fangar rolle ich über eine herrliche Nebenstrecke, mit wenig Verkehr und einer faszinierenden, abwechselungsreichen Landschaft. In Gegensatz hierzu steht das letzte Teilstück, der Hauptstraße von Sa Pablo nach Pollenca, das breit ausgebaut und stark befahren ist. Mein Garmin führt mich quer durch interessante Randgebietedes Ortes und mein Weg führt mich weiter nach Cala Sant Vicenc. Schon von der Straße erlebt man einen wunderschönen auf das Meer.

Am Wasser angelangt umfahre ich bereits nach wenigen Metern einen Felsen und dann bietet sich mir ein wunderbarer Blick auf die Felsküste der Bucht. Etwas weiter zurück liegt hier eine kleiner Badestrand, der zum Verharren in dieser Idylle einlädt. Indes halte ich mich hier nur kurz auf, denn viel zu groß ist meine Neugier auf all das, was da noch kommen mag. Hinter dem Strand passiere ich einen Platz, auf dem außergewöh nlich viele Touren- und Rennradfahrer Rast machen, doch ich trete nun weiter. Es geht wieder zurück nach Pollenca, jedoch nicht in die Stadt, sondern vorbei am Hafen führt mein Weg. Ein vorzüglicher Asphalt ist es, auf dem ich den Anstieg bis zur ersten Aussichtsplattform auf der Halbinsel Formentor hinaufrolle.

Der herrliche Ausblick entlohnt alle Mühen. Nach dem Durchfahren des gespenstisch anmutenden Tunnels folgt eine grandiose Abfahrt in die Bucht Cala Pi. Leider endet hier auch der gute Asphalt und wird durch eine Straße mit rauer Oberfläche und vielen Löchern abgelöst, die einen sanften, aber unendlichen Anstieg bildet.

Nach dem derbsten Anstieg geht es auf üblem Untergrund wieder abwärts, um kurz vor dem Ende der Straße wieder einen Anstieg zu liefern. Dieser ist nur kurz und führt hinauf zum Leuchtturm vom Cap Formentor. Unbeschreiblich ist der Ausblick an diesem nördlichsten Punkt der Insel.
Die Sonne und sie Schönheit der Bucht Cala Figuera entlohnen jede Mühe.

Der Rückzug erfolgt über genau die gleiche Straße und birgt die Gewissheit, dass die vorherige grandiose Abfahrt nach Cal Pi nu zu einem ganz harten Anstieg mutieren wird. Beim Erreichen des Tunnels sind dann alle Plagen überwunden. Nur im Tunnel selbst überrascht plötzlich das ab seiner Mitte greifende Gefälle und der Blick fällt auf eine Felswand, da unmittelbar nach dem Tunnel eine Kurve folgt. Wieder im Licht frohlockt eine berauschende Abfahrt auf dem herrlich glatten Asphalt. Daran schließt sich von Port de Pollenca bis nach Alcudia ein ebener Streckenverlauf direkt entlang der inneren Küste der Badia de Pollenca an. Getrübt wird dieser Streckenabschnitt leider durch einer sehr breite Straße und erheblichen Autoverkehr. Wer hier radeln möchte, der sollte dies zu einer frühen, verkehrsarmen Stunde und unbedingt an der Uferseite, also entgegengesetzt meiner Fahrrichtung, tun. Weiter trete ich nun in den Norden der Halbinsel Alcudia. Der flache Kurs führt mich am Ende des Asphalts hinunter bis an das Wasser und dann auf einen überraschend steilen Anstieg hinauf auf den Berg zur Ermita de la Victoria. Hier ist neben einem Ausflugslokal eine ganz außergewöhnliche Jugendherberge zu finden. . Nach kurzer Verschnaufpause sattele ich wieder auf und nehme einen Ritt im Bogen über den Ort Alcudia zur südöstlichen Spitze der Halbinsel. Entgegen meinen Erwartungen zeigt sich ein Acanada, das von teuren Yachten und Villen geprägt ist, aber landschaftlichen Reiz missen lässt. In der Gewissheit auch heute mein Radelsoll erfüllt zu haben, trete ich auf dem Heimweg nach Can Picafort nochmals kräftig in die Pedale und freue mich auf die Entspannung in der Sauna.


Vierter Tag

Heute ist der vierte Tag unserer Fahrradwoche. Während es in Norddeutschland wieder einmal regnet werden wir an diesem Dienstagmorgen (5.4.) bereits zum Frühstück mit kräftiger Sonne verwöhnt. Gerrit hat eine 140er Tour geplant, die uns unter anderem zu einer Fahrradmesse in der Bucht von Palma führen soll.

Jenseits verkehrsträchtiger Straßen führt Gerrit uns auf ausgewählten Wegen, die mit gutem Belag versehen sind und fast nur von Radfahrern frequentiert werden. Wir durchfahren das Binnenland in der Ebene und haben dennoch immer die herrlichen Bergkette im Auge.

Doch so ganz eben ist es auch in der Ebene nicht und so sind dann und wann einige kleinere Anstiege zu nehmen. Aber ebenso können leichte Abfahrten genossen werden. Unser Team von neun Zevener Radfahrern gleitet geschlossen und entspannt über die Insel. Auch wenn unser Gerrit irgendwie blau aussieht, so hat er die Routenführung doch fest im Griff: Er hat uns da nicht irgendwelche Maulesel organisiert und will uns auch nicht gegen irgendwelche Windmühlen kämpfen lassen.

Wir gelangen immer weiter in den Südwesten und erreichen nun unverkennbar das Ballungszentrum der Insel. Dabei verlocken die breiten Straßen am Stadtring, kurz vor dem Etappenziel den einen oder anderen zu einer flotten Sprinteinlage. Danach kommt in der unmittelbaren Anfahrt auf die Bucht jedoch wieder dem landschaftlichen Reiz die vorrangige Rolle zu. So erreichen wir El Arenal, den Ballermann. Eigentlich würde ich genau diesen Massen- und Sauftouristenbereich der wunderschönen Insel aussparen, aber genau hier soll nun ja die Fahrradausstellung sein. Am Ziel angekommen stellen wir jedoch mit etwas Überraschung fest, dass am Ort des Geschehens soeben die letzten Messestände abgebaut werden und die Messe erst am nächsten Wochenende fortgesetzt wird.

So radflanieren wir ein wenig entlang der Strandpromenade und lassen uns danach an einem Bistro-Cafe zu Schokoladenkuchen, Bananen und Baguettes nieder. Gut gestärkt gehen wir damit wieder auf die Strecke. Gerrit führt uns nun auf einer anderen Route ebenso zielsicher wieder aus dem Zentrum hinaus und führt uns durch eine abwechselungsreiche Landschaft.
Mit flottem Tritt ziehen wir über die Straßen und Wege der Insel und tanken reichlich von der Sonne auf. Und die Sonne verleiht den Beinen die Kraft, um in die Pedale zu treten. Unsere Rennräder rollen unermüdlich durch die Täler. Aber auch all die kleinen Hügel werden mit dem nötigen Schwung problemlos weggesteckt und schaffen damit die Motivation und Grundlage für den weiteren Schwung. Auf unserer fortgesetzten Route kommen wir auch an dem Ort vorbei, den man Hugos zweiter Geburtsstraße nennt und halten dort kurz inne – manchmal muss man eben anhalten. Und nach so einer kleinen Wegespause rollt es sich auch gleich wieder viel entspannter. – Von hier aus sind es auch nur noch wenige Hügelchen bis die glorreichen neun wieder ihr Basislager in der Bucht von Can Picafort erreichen. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen am Ende der Tour noch eine kleine Temposchlaufe aufzulegen und rolle damit ein paar Minuten später in der Fahrradgarage ein. Wozu auch immer das gut ist, denn genau in diesem Augenblick treffe ich genau hier in dieser Fahrradgarage fern der Heimat auf den Kollegen Dieter aus Northeim – kleine Welt.


Fünfter Tag

Der heutige Mittwoch (6.4.) ist unser fünfter Tag auf der Sonneninsel – Bergfest. Während einigen Kameraden der Sinn nach „Ruhetag“ steht, will Gerrit die Gruppe mit einer gemütlichen Ausfahrt nach Petra locken.

Werner will sich nicht auf eine „Kaffeefahrt“ einlassen und möchte lieber ambitioniert trainieren. Meine Pläne gehen indes dahin, den südlichsten Zipfel der Insel zu erkunden. Auch Steffen sucht etwas Herausforderung und will ebenso wie Werner mit mir ziehen. So füttere ich meinen Garmin mit einigen Wegpunkten, die es anzusteuern gilt. Zunächst soll es über die Ma-3322 in den Süden gehen, um dann erstmals in Porto Colom an die Ostküste zu stoßen. Die breite Straße, die an Can Picafort vorbei nach Arta führt, ist an beiden Seiten mit direkt anschließenden Fahrstreifen für Radfahrer ausgestattet. Flott ziehen wir unsere Bahn und passieren dabei zahlreiche Einzelfahrer und Cappuchino-Gruppen, die hier ebenfals unterwegs sind. Der sanfte Ausfahrtstil vom gestrigen Tag lässt mich heute etwas kräftiger in die Pedale treten, ja es rollt so richtig gut und meine Begleiter rollen mit. Der Autoverkehr auf dieser Straße ist zu dieser Stunde noch sehr dünn und mit jedem Passieren anderer Radler scheinen wir immer schneller zu werden auf diesem herrlich glatten Asphalt. Gemeinsam mit Steffen und Werner quere ich den Torrent de na Borjas, doch als ich nach insgesamt zehn Kilometern in die Ma-3322 einbiege, kommt Steffen zu mir heran. Er teilt mir mit, dass Werner soeben ausgestiegen ist und er sich ihm anschließen will, um heute noch ein paar andere Dinge unternehmen zu können. So verabschiede ich mich mit einem „Bon Route“, trete in meine Pedale und nehme meinen Weg. Der Belag der Ma-3322 ist nicht so genial, aber dafür sind die angrenzenden Flächen wesentlich abwechselungsreicher. Der Ritt läuft weiterhin auf Top Gear und die Kilometer purzeln dahin. Nach einiger Zeit komme ich auf Manacor zu und umfahre die Stadt auf heißen
Pedalen, denn nun ist die Zeit für den Ritt in den Süden. Und so steuere ich zu auf Porto Colom.

Im Norden der Bucht umfahre ich einen wahren Bilderbuchhafen mit vielen kleinen Booten. Hier folge ich der Straße weiter bis an die nördliche Spitze der Bucht, an der sich das Fährhaus befindet und von wo aus, ein herrlicher Blick in die Bucht gegeben ist.

So halte ich nochmals innerhalb der Bucht an einer Stelle, die an der die Farben des Wassers so sehr faszinierend sind.

Da der Süden der Bucht von Porto Colom wegen der durchgängigen Bebauung keinen freien Blick auf das Wasser gewährt, ziehe ich also weiter in den Süden der Insel. Mein weiteres Ziel ist Porto Petro. Am südlichen Ufer Rand der Bucht gelange ich in der geschlossenen Bebauung an einen versteckten Leuchtturm. Von seinem Fuß ist eine unsagbar schöne Aussicht in einen natürlichen Hafen gegeben, der einfach prädestiniert ist, Filmkulisse zu sein.

Nach diesem optischen Genuss pedaliere ich weiter und weiter in den Süden. Nach dem Passieren von Llombards gelange ich auf eine Stichstraße, die offensichtlich nur sehr wenig befahren wird. Nach knapp zehn Kilometern auf der nahezu unbefahrenen Straße gelange ich zum Leuchtturm von Cap de ses Salina.

Der südlichste Punkt der Sonneninsel ist erreicht und eröffnet einen freien Blick auf das Meer und die Naturschutzinsel Cabrera. Nun soll es mich wieder langsam in den Norden führen. Vor dem Städtchen Felanitx will ich noch zu zwei Aussichtspunkten hinauf. Leider verpasse ich den richtigen Weg zum Castell de Santueri, da mein Garmin keinen rechten Weg finden mag. Aber wir finden einen Weg zur Ermita de San Salvador. Der Anstieg ist zum Ende hin knüpppelhart, aber die Aussicht entlohnt so manche Qual.

Im Cafe gibt es einen leckeren Schokoladenkuchen, den ich auf der Terrasse mit Kaffee genieße und dabei das Treiben der Gleitschirmflieger um den Gipfel herum beobachte.

Meine anschließende Abfahrt verläuft zäh, denn die Schlaufe der Serpentinen sind all zu kurz, nur der letzte Teil verleiht nochmals einen richtigen Schwung, um nun den Heimweg anzutreten.


Sechster Tag

Es ist Donnerstag (7.4.) und die Tage auf der Sonneninsel sind so schnell dahin gegangen. Für den morgigen Freitag lockt uns unser Reiseveranstalter mit einer ultimativen Ausfahrt. Nach einem Bustransfer in den Südwesten soll ein anspruchsvoller Ritt über den kompletten Höhenzug der Westküste folgen. Bevor wir heute in die Pedale steigen oder uns einen faulen Tag machen, treten aber noch schnell zum Gruppenfoto für den blauen Klaus, äh, blauen Gruppenfoto für den Klaus an. Wohin soll mich mein Rad denn heute tragen, frage ich mich. In den mittleren Süden zum Cap Blanc und vielleicht noch ein Blick hinauf zum Kloster Santuria de Nuestra Senora de Cura? Nein!, heute will ich keine großen Entfernungen oder Höhenmeter reißen, denn für den morgigen „Küstenklassiker“ sollen noch ein paar Körner übrig bleiben. So fahre ich wieder gen Osten. Zunächst geht es wieder in Richtung Arta, aber dann weiter in den Norden, an den östlichen Rand der Bahia de Alcudia. Die Ma-3331 ist wieder eine dieser verkehrsarmen Stichstrecken, die den Rennradler dahin gleiten lassen. Die Siedlungen liegen ausnahmslos links der Straße, bis sie dann direkt in den Ort Betlem hineinführt. Einen sonderbaren Stern kann ich infolge des Tageslichts nicht ausmachen, aber genau von hier scheint die erste Morgensonne zu uns durch das Balkonfenster und auf den Frühstückstisch.

Hinter dem Ort gelange ich zu seinem Nothafen Punta d’es Barracar, von wo aus sich zu dieser Stunde ein imposanter Ausblick in unsere Bahia de Alcudia bietet.

Dann folge ich dem Weg, dessen Asphalt sich hier nur noch erahnen lässt, weiter und erreiche den Zipfel von Sa Patjola, der sozusagen eine kleine Bucht innerhalb einer großen Bucht flankiert. Der Ausblick auf Felsküste und Wasser ist nahezu berauschend. Zudem bietet dieses Naturidyll eine ganz bemerkenswerte Flora.

Die Schönheit und Vielfalt der Pflanzen, die hier ihre Blüten im sonst kargen Felsen treiben, ist unglaublich.


Doch weiter will ich nun und ziehe wieder gen Arta. Von dort fahre ich auf einer schmalen Straße in Richtung Nordost. Nach etwa sieben kilometern erreiche ich einen Aussichtspunkt, der einen überwältigenden Ausblick über die kargen Hügel und Täler über das Meer hinausführt zur Insel Menorca in der Ferne.

Dieses Panorama verkörpert einfach grenzenlose Freiheit. Und so ziehe ich weiter auf dieser schmalen Straße, die aber bald den Anspruch Straße zu sein, verlieren muss. Die Fahrbahn ist mehrfach tief ausgespült und kann von Autos keinesfalls mehr passiert werden. Selbst für das Fahrrad, insbesondere ein Rennrad mit Straßenbereifung, denn teilweise findet sich nur loses Geröll. Bebauung kann ist schon seit langem nicht ausmachen und war lediglich an einer Abzweigung wegen eines Wegweisers zu einem Lokal anzunehmen. Nach zwei Kilometern auf dem Geröll habe ich das Wasser erreicht. Eine wahnsinnig beeindruckende Kulisse aus einem kleinen hergerichteten Hafen, der absolut leer ist und daran anschließend einem schmalen, tiefen Sandstrad mit einer Nixe, die ihren Rücksack abgelegt hat und sich auf einem Badetuch in der Sonne aalt. Cala Torta (oder Cala Mitjana?) ist ein äußerst beeindruckender Flecken karger Natur, jenseits der Zivilisation .

Die Unerreichbarkeit für Autos verleiht diesem Ort zudem eine einmalige Abgeschiedenheit und Ruhe. Nur schwerlich trenne ich mich von diesem wunderbaren Ort, steige wieder auf mein Rad und taste mich vorsichtig durch den Schotter zurück. Nachdem der kleine Anstieg zum vorher angesteuerten Aussichtspunkt genommen ist, ist der Weg wieder frei für schnelle Pedalen. Mit befreiten Sinnen tritt es sich doppelt gut und der Ritt vergeht wie im Flug. Nach Passieren von Arta nehme ich Kurs auf Cap Vernell. In einer dem Meer zugewandten Wand der Steilküste befindet sich, dem Maul eines gigantischen Drachens gleich, eine natürliche Höhle, zu der hinauf eine breite Treppe errichtet wurde.

Fern der asphaltierten Plattform vor der Höhle kann ich an der hohen Felswand in den Nischen Vogelpaare ausmachen, denen hier immerhin noch ein Teil ihres besonderen Lebensraums geblieben ist. Die Coves de Arta sind ganz bestimmt sehenswert. Aber die Busse, die hier bis direkt vor den Stufen des Höhleneingangs fahren, um ihre Touris direkt hindurch zu treiben, sind mehr als übel. So steige ich wieder auf mein Rad und nehme nun Kurs auf die Halbinsel Sa Coma. Kurz vor dem Ziel durchfahre ich eine vom Massentourismus geprägten Küstenstreife, stelle dann fest, dass ich mit dem Rennrad nicht auf die Naturschutz-Halbinsel hinaus kann und fahre weiter in Richtung Süden, und verlasse die Straßen der Tempel des Massentourismus. Wenig später gelange ich nach Portocristo und werde auch hier vom System des Massentourismus vergrault.

Mein Garmin spielt mir noch schnell ein paar Streiche, in dem er mich über Treppen schickt. Beim Versuch vom südlichen Ausläufer der Hafenausfahrt einen Ausblick in das natürlich Hafenbecken zu erhalten. stoße ich immer wieder auf bauliche Barrieren und verlassen sondann die Küstenregion. Über Cabana Velle steuere ich auf Manacor zu und fahre sodann über die Ma-3321 in Richtung Norden. Als ich den Torret de S’Avall quere, werde ich in meinem flotten Tritt nachfolgend von einer deftigen Folge von Steigungen überrascht, die sich bis zu Ma-3330 hinzieht. Dort kann ich wieder flott hineintreten und im Abschluss fliege ich auf der Ma-12 an unzähligen Gruppen von Cappuchinos vorbei. Danach begebe ich mich wiederum ins Finische Bad und entspanne nochmals mit Genuss, bevor wir am leckeren Abendbüffet wieder die Energiespeicher füllen.


Siebter Tag

Die Sonne begrüßt uns zum abschließenden Abenteuer, ….

… und wir stellen uns dem wilden Ritt über das anspruchvolle Profil der Wesküste: Der Küstenklassiker soll uns wellig von Andratx nach Polenca führen und sanft nach Can Picafort ausrollen lassen.

Die Körner sind gut und ein freundliches Wiedersehen fern der Heimat verleiht auf der Tour einen galanten Schwung!


Tag der Abreise

Am kommenden Morgen sind die Koffer gepackt …

… und es heißt Abschied zu nehmen von der Sonneninsel Mallorca im Frühjahr 2011

Wir kommen ganz bestimmt wieder!