GCC Münsterland-Giro, 3. Oktober 2010, 60-110-140 km

Zum Abschluss des alljährlichen Reigens des German Cycling Cup (GCC) ruft das Münsterland nun zum fünften Mal zum Jedermannrennen für Road Bikes auf. In diesem Jahr werden drei Strecken von 55, 90 und 125 km angeboten. Bei der langen Anfahrt sind wir von Rainer natürlich für die 125er Strecke gemeldet. Anders macht es ja auch keinen Sinn, denn im letzten Jahr waren wir hier auf einer 150-km-Strecke.

Um 4.00 Uhr klingelt der Wecker. Nach hastigem Frühstückchen geht es pünktlich um 4.30 Uhr mit dem am Vortag bepacktem Auto ab auf die Baustellenautobahn A1. Natürlich komme ich nicht umhin, unterwegs an irgendeinem Autohof noch einmal etwas Kaffee nachzuladen. Um 7.00 Uhr treffe ich in Münster ein und stosse auf die erste Straßensperre. Also parke ich den Wagen und mache mich mit dem Rad auf die Suche nach dem Ort, an dem die Startunterlagen ausgegeben werden. Werner ist schon am Vortag angereist und hat mich abends per Telefon etwas eingewiesen. Sicherheitshalber frage ich bei einem Streckenposten an einer Absperrung noch einmal nach. Die beiden Jungs schicken mich geradewegs in eine völlig falsche Richtung durch die dunkle Stadt. „So ein bis zwei Kilometer“ sollen es sein. Natürlich treffe ich mit meiner gelben Warnweste bekleidet als nächstes auf zwei auffallend grün gekleidete Radfahrer, die mich erst einmal darauf hinweisen, dass dort ein Radweg ist und mich nach meinem Licht fragen. „Licht?, das habe ich natürlich an meinem Brevetrad, aber doch nicht am Rennbock.“ „Dann bitte absteigen und schieben!“ Na ja, dann steig ich mal ab und begebe mich zurück zum Auto. Mein Rad lade ich wieder ein und fahre mit beleuchtetem Auto eine Schlaufe, die mich genau in den Rücken der beiden Jungs führt – die wohl nicht so ganz ortskundig sind. Die Ausgabe der Startunterlagen verläuft reibungslos und sogleich steuere ich im erhellenden Münster eine Tankstelle an um meinen Kaffeepegel aufzufrischen. Dabei treffe ich wieder einmal fern der Heimat auf Ralf. In Anderlingen ist er mir noch nie begegnet, aber sonst fast überall in dieser Republik. Nach einem körnigem Brötchen und einem weiteren Kaffee nehme ich, wieder an den beiden ortsunkundigen Jungs vorbei, Kurs in Richtung Startaufstellung. Noch ist alles recht leer. Doch als ich meinen Startbeutel zum Auto bringe und nur wenige Minuten später zurückkehre, sind die vier Startblöcke für das 90-km-Rennen nahezu gefüllt. Am A-Block interviewt der WDR vier eifrige Radler des VFL Stade. An der Spitze des C-Blocks postiert sich indes eine auffallend große Truppe der Milchstraßen-Biker aus Himmelpforten.

Nachdem die 90er durchgestartet sind füllen sich die Blöcke langsam erneut, diesmal mit den 125ern. Unser HANSA-Team ist mit Rainer, Joachim, Werner und mir im B-Block angetreten um dort mit den Zevener Milrams Hermann und Udo ins Rennen zu gehen. Auffällig schnell schliesst unser B-Block auf den mindestens drei Minuten früher abgeschossenen A-Block auf. Da Joachim das Juckeltempo nicht ertragen kann, zieht er schnell mal an die Spitze, um das Tempo zu forcieren. Er müht sich redlich, aber findet keine Unterstützung. Trotzdem zerreißt der Doppelblock an einem kleinen Sandhaufen und unser hinterer Teil fällt von Joachims Traube ab. Mit einigen Mühen finden Hermann und ich langsam zur Spitze unserer zweiten Traube, die immer weiter zurückfällt. Joachim hält nicht inne und so fällt es mir nicht leicht, den Abstand zu reduzieren, denn auf Unterstützung warte auch ich vergebens. Irgendwann, sicher nachdem Joachim endlich etwas Zurückhaltung geübt hat, gelingt es mir mit einem weiter zerfallenen Teil der zweiten Traube im Gepäck anzuschließen. Bei Joachim angekommen, gelingt es mir nicht, ihn zu fragen, warum er nicht warten kann. Nein, er wettert erst einmal fürchterlich herum, dass keiner vorne mittreten will und alle nur lutschen. Gemeinsam gehen ziehen wir nun an die Spitze und unternehmen den Versuch, einen Kreisel aufzubauen. Nach zahlreichen gescheiterten Versuchen gelingt es eine variable Gruppe von fünf bis sieben Fahrern unter Joachims Kommando rotieren zu lassen. Der Kreisel wird von einigen Radlern immer wieder zerworfen, kann aber auch wieder kurzfristig aufgebaut werden. Nach einer etwas längeren Ortsdurchfahrt kommen in der großen Traube andere Fahrer  nach vorne. Lag bisher das Problem des Kreisels in fehlenden Nachrückern, so sind es nun neue Köpfe, die über das Ziel hinausschießen und dadurch destruktiv werden. Der aktuelle Schnitt von 39,2 km/h wird so nicht gehalten werden können oder wir werden uns für die anderen unendlich kaputt machen. Wir beschließen uns zunächst eine Auszeit zu nehmen und lassen uns nun einmal von anderen chauffieren. Jedoch nicht lange, denn Joachim ist plötzlich weg. So bin ich allein in der Traube und halte mich im weiteren Verlauf, also auf der zweiten Hälfte der Strecke so weit wie möglich von der Führungsarbeit zurück. Das Tempo reduziert sich im Gesamtmittel auf 38 km/h. Es sind nur noch zwei Kilometer bis zum Ziel, als ich beim Einfahren in einen Kreisverkehr durch einen Stoss aus der Bahn geworfen werde. Glücklicherweise kann ich dabei auf meinen Füßen landen. Doch bevor ich wieder im Sattel bin, ist die Traube längst weg. Dennoch versuche ein letztes Mal auf zu drehen und kann sogar noch zwei im Spurt verlorene Rosinen einholen. Im Ziel eintreffend ernte ich als „einzelner Nachläufer“ einen persönlichen Kommentar des Moderators und kann  danach mein Team empfangen.

Rainer hat uns ein paar Vorausfahrzeuge organisiert…
… und sicher das Ziel erreicht.
Weiterer stolzer Finisher ist unser Werner, …
… obwohl er etwas „Tapete“ lassen musste, …
… radelt er mit einem Lächeln ins Ziel!
Rang Startnummer Vorname Zeit
268 1900 Rainer 03:21:40
143 1902 Bernd 03:15:39
423 1903 Werner 03:28:35
0 1904 Joachim DNF