Copple Stone Heroism – Aurore Cyclo, Anderlecht/Belgien, 03. April 2010, Brevet 200

Auf der Suche nach einem etwas anderem Fahrradevent zu Ostern war ich auf Helmuts-Fahrrad-Seiten.de auf die Ankündigung der Tourismusausgabe von DERONDE van Vlaanderen gestossen. Für diese Jedermannauflage am Vortag der Profi-Flandernrundfahrt standen Strecken von 75, 150 und 255 km zur Auswahl. Bei viel Anreise, muss es eben auch viel Radfahren sein. Organisatorisch gestaltete sich das Unterfangen jedoch schwierig: Keine Unterkünfte am Zielort (Ninove), der Startort (Brügge) lag 75 km entfernt, aber Shuttle nur in Richtung Start.

Der Randonneur sucht seine Herausforderung nicht im Umfeld, sondern allein in seiner Tour, dem Brevet. So fiel es leicht umzusatteln auf einen Brevet des Randonneurs Mondiaux den der Club Aurore-Cyclo am selben Tag in Anderlecht ausrichten sollte.

Freitags reise ich an und beziehe Quartier für online 82%-off in einem Hotel im südlichen Stadtzentrum Brüssels. Nach Erkundung des Stadtkerns und Pastaverkostung begebe ich mich schlafen, denn der Wecker wird um fünf rufen. Da das Frühstück am Wochenende erst ab 6.30 Uhr serviert wird, verlasse ich grundversorgt mit zwei Tassen Nescafe um 6.00 Uhr bei 4,9 Grad Celsius und einer Regenwahrscheinlichkeit von 65-80% in meinen bunten Gewändern das Hotel. Mit dem Fahrrad, ohne GPS, im Dunkeln durch eine fremde Stadt zu finden ist manchmal schwierig, aber Steigung, Gefälle, Kopfsteinpflaster, Tram-Schienen und Sprachschwierigkeiten (der Bäcker spricht nur französisch) machen dies zu einer Herausforderung. Nach 25 Minuten erreiche ich noch im dunkeln das Centre Sportif de Saint-Gilles an der Lenniksebaan in Anderlecht und treffe dort auf Erwin, der just sein Rad aus dem Auto lädt und glücklicherweise Englisch versteht. Aus allen Ecken tauchen dann insgesamt 28 Randonneure und Randonneusen auf.

Während Pietro in der Umkleidekabine die Einschreibung abgewickelt, geht draussen die Sonne auf und lässt die Temperatur auf 5,9 Grad hochschnellen. Um 7.35 Uhr starten wir gemeinsam in gemütlichem Tempo um nach acht Kilometern wieder anzuhalten. Während viele weiterziehen bleiben zehn Randonneure stehen. Ein Metallspan hat nicht nur einen Plattfuss verursacht, sondern sträubt sich zudem die Reifendecke zu verlassen. Erst mittels einer Pinzette kann dieser Fremdkörper entfernt werden und nun wird schnell montiert. Statt ausgiebig zu pumpen wird schnell eine C02-Kartusche angesetzt, doch es zischt sogleich wieder und der Reifen ist platt. Zweite Kartusche hinterher und es zischt wieder. Das Ventil vom neuen Schlauch dichtet nicht sauber ab.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, nun von Hand aufgepumpt, geht es um 8.05 Uhr endlich weiter. Das Quecksilber ist auf 7,2 Grad angestiegen und einsetzender Nieselregen schützt uns vor Überhitzung. So können wir satt in die Pedale treten und fliegen am Kanal und seinen gigantischen Schiffhebewerken entlang bis wir um 9.45 Uhr, nach 51 km die erste Kontrolle in einer gemütlichen Dorfkneipe, dem Cafe du Pont-Levis in Bracquegnies erreichen und dort die Ausreißer einfangen.

Die folgende Etappe führt uns weiter in den Süden, ca. 20 km tief in Frankreich hinein, in eine fantastische Landschaft mit Steinbrüchen. Die herrliche Landschaft lässt uns kaum spüren, dass wir seit 40 km im Dauerregen unterwegs sind. Erst als wir um 11.50 Uhr zur Kontrolle am Cafe le Rallye in Solre-le-Chateau stoppen, verspüren wir die Kälte, die Wind und Regen den Beinen und Füßen zukommen lässt. Die large Cup of Coffee trocknet zwar nicht die Füße, aber macht doch innerlich warm und fit für die nächste Etappe. Bei Trockenheit und Temperaturen oberhalb von 10 Grad schließen wir unsere Südschlaufe und gelangen wieder nach Bracquegnies. Kurz vor der Controle fangen wir den einzigen Ausreißer ein, der von einem Krampf gebremst wurde.

Nach kurzem Kaffeestopp ziehen wir wieder los, um das letzte Viertel zu treten.

30 km vor dem Ende stoppt Pietro unsere sechsköpfige Spitzengruppe vor der Einfahrt auf eine Landstraße. Schnell wird klar, was er vor hat. Das kleine Reststück wird nun reinweg Kette rechts zu nehmen sein. Trotz riesiger Löcher im Asphalt und unendlichem Kopfsteinpflaster wird getreten was geht. 20 km vor dem Ende lässt eine zweite Reifenpanne kurz durchatmen. Dann weist Christophe mir wieder meinen Platz zu und wir kacheln voran bis Erasmus, meistens mit 39-40km/h am Kanal entlang. Am Ziel angelangt wird im Vereinslokal allerlei Bier in kleinen Gläsern serviert. Doch es gibt noch viel zu reden.

Bonne Route!

Samedi 03/04/2010 : BRM 200 km. Du vélo et…..de la natation.