ARA Schleswig-Holstein, Kiel, 27. März 2010, Brevet 200

Kiel war einfach genial:

Samstag, 27. März, vier Uhr morgens, der Wecker ruft: Auf, auf nach Kiel zum Brevet und der Wetterdienst verkündet satte 85% Regenwahrscheinlichkeit!
Pünktlich um sieben Uhr erreiche ich Kiel-Wellingdorf, doch es erweist sich äußerst schwierig, zum Startort zu gelangen, dem Vereinsgebäude des Kanuvereins, das tief unter einer Brücke einer Schnellstraße liegt. Ganz herzlich werde ich vom Organisator Stefan Ladtau begrüßt, der unverzeihlicherweise keinen Kaffee gebrüht hat.

Nun wieder die berühmte Frage: Was anziehen? Es sind sieben Grad und die fühlen sich bei der feuchten Seeluft schon sehr nass an.

Da es noch regenfrei ist, fällt die Entscheidung auf lang-kurz, d.h. in diesem Fall Regenjacke und kurze Radhose – oh je, Handschuhe vergessen!

Um acht Uhr starten wir geschlossen und Stefan führt uns vom Ostufer aus entlang vieler sehr geheimer Wege an den Kieler Gewässern im Norden aus der Stadt heraus. Bei leichtem Seitenwind ziehen wir nach Rieseby. An der dortigen Kontrolle herrscht großer Andrang, dem ich mich mit vier weiteren Randonneuren schnell entziehe und wir geniessen sodann den Schub des Windes. Selbst der Plattfuss eines Teampartners wirft uns nicht zurück – zehn Hände machen schnell ein Ende.

Wir erreichen Kappeln und treffen dort nur auf einen weiteren Mitstreiter, der mit einem vollverkleideten Velomobil unterwegs ist. Was dann bis Schleswig folgt, wird durch den auffrischenden, stetigen Südwest zur Königsetappe. Wir erreichen die Kontrolle in Schleswig dennoch mit einem Gesamtschnitt von 30,2 und steigen sofort wieder in die Pedale. Auf der Route zum Kontrollpunkt im Restaurant auf dem Aschberg plagt uns der Wind freundlicherweise nicht mehr, aber das Gelände ist doch deftig wellig. Die Strecke ist landschaftlich einmalig und liegt fern dem motorisierten Verkehr – ein Genuss. Der Wirt vom Restaurant auf dem Aschberg hat uns zur Erfrischung Orangensegmente geschnitten, die wir dankbar annehmen und nahezu inhalieren. Nun ziehen wir weiter über die Sandhügel und stoßen bei Sehestedt am Nord-Ostsee-Kanal auf ein Schild: „Fähre außer Betrieb“. Nicht wissend, dass dies wegen hohen Wasserstandes nach heftigen Regenfällen nur für Kraftfahrzeuge galt, disponieren wir spontan um und suchen daher die Fähre in Landwehr auf – haben aber letztendlich nur vier Kilometer mehr auf dem Zähler.

Vor der letzte Kontrolle in Rotenhahn beschert uns Petrus einen ganz leichten Nieselregen, doch dort angelangt, erleben wir sogar für fast zwei Minuten lang Sonne – herrlich! Erstmals machen wir bei Kaffee und Brötchen ein paar Minuten Pause und stellen uns einander vor: Dabei stellen der Kieler Holger und ich nach immerhin 190 Kilometern fest, dass wir sieben Jahre gemeinsam in Stade die Schulbank am Athe gedrückt haben – kleine Welt. Genug geplaudert, die letzten 20 Kilometer vergehen im Fluge und unser verwegener Wagemut lässt uns um 17.13 Uhr das Ziel erreichen – genau eine Stunde vor dem Hauptfeld.

Fazit: Die erste trockene Tour in diesem Jahr und damit hinreichende Motivation für das Brevet am Ostersamstag in Anderlecht.

Der Weg ist das Ziel

Kiel – Rieseby – Kappeln – Schleswig – Aschberg – Roten Hahn – Kiel 208,5 km

(8 Heures 13minutes)