Advent, Advent, das Fahrrad rennt

Weihnachtsmarktbesucher und Einkaufsbummler waren gestern bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt vom tückischen Eisregen überrascht worden. So manche Fußgängerzone hatte die Menschen ungefragt als Gleitschuhakrobaten herausgefordert und teils schmerzlich aufs Pflaster plumpsen lassen. Der 4. Advent ist heute (23. Dezember) und das Quecksilber hat sich auf plus zwei Grad Celsius ausgedehnt. Während kleine Wege noch stark vereist sind, hat der Salzeinsatz die Strasßen von winterlicher Glätte befreit. Ein heftiger Niesel leistet zusammen mit einem eisigen Nordwind seinen Beitrag dazu, dass die Mädchen und Bübchen ihre Stübchen nicht verlassen. Wenn aber Radtraining ist, dann ist Radtraining. Vor vier Wochen sah das so wie auf diesem Foto aus. Doch als ich heute pünktlich um 10.00 Uhr mit meinem stählernen Rentier ans Vereinheim rolle, erfahre ich von Gerrit, dass er noch überlegt, heute vielleicht in die Kirche zu gehen (weil die ein Dach und eine Heizung hat). Voller Tatendrang rollt nun auch Heiko auf seinem königsblauen MTB heran. Seine Erwartung, dass Rainer sich mit ihm ins Offroad-Vergnügen stürzen will, wird jedoch durch geheimnisvolle Weichspüler zum Platzen gebracht. Unbestritten ist das Wetter so schietig, dass ich zum ersten Mal in dieser Saison eine Regenhose trage. Damit will ich den widrigen Bedingungen trotzen. Dem Wind entgegen steuere ich auf Rüspel zu und habe mit ihm und seiner eisig, nassen Fracht arg zu kämpfen. Die Kehre in Sittensen macht mir jedoch wieder Mut, denn über Nüttel hinaus fegt mich der Wind satt voran. Handschuhe und Garmaschen sind längst gänzlich durchnässt, aber ich wage es dennoch einen Bogen zu Rainer zu treten, um ihm ein schönes Fest zu wünschen. Doch Rainer hat sich so warm im Stübchen eingepackt, dass er den verwegenen Randonneur vor seinem Zaun nicht einmal wahrnimmt. Also steige ich wieder in die Pedale und rolle wenig später in die Stadt hinein. Dort zeigt mit die Uhr von St. Vitus ein Viertel vor Zwölf. Ein frühzeitiges Trainingsende darf auch heute nicht sein und so fahre ich noch rasch einen Bogen um das Grosse Holz, um dann bei Fritz an die Tür zu klopfen: „Häss een Boom fö mi?“ „Jo, hev ick!“

Frohe Weihnachten!