Endspurt Hamburg, NordCup, 22. April 2012, RTF und Marathon, 49/78/116/153 und 220 km

Kaum ist die Saison angefangen, da kommen auch schon die ersten Termine, die die gute Sonntagsruh arg früh enden lassen. Man muss schon etwas eher aufstehen, wenn man um 7.30 Uhr in Hamburg-Hamm am Start stehen will. Unser Heiko ist dabei und zwar nicht, um ne kleine RTF zu treten, sondern einen 220-km-Radmarathon, der einer der erlesenen Wettbewerbe im Rahmen des NordCup ist. (Foto: Hein Hummel)

Dagegen lasse ich es heute etwas ruhiger angehen. So hat mein Stahlbock nach der Ausfahrt zur RG-Harburg wieder Ruh, denn das Brevetrad hat eine notwendige Überholung erfahren und ist nun bereit. Um 7.15 Uhr begebe ich mich daheim vor die Tür und schwinge mich auf mein kleines Oranges. Über die Ausläufer von „Hase und Igel“ gelange ich bis zur Waldschänke in Rosengarten und bin mir eigentlich sicher, dass bei diesem kühlen, aber trockenem Wetterchen zahlreiche Radler allerorts in die Pedale steigen. Manche frühstücken aber vielleicht erst noch ausgiebig. Gefrühstückt hat mein Garmin auch, aber die Batterien, die er heute bekam, sind bereits jetzt entladen. So wird mein Tritt zum gewagten Blindflug und ich versuche gen Osten aus dem Gewirr des Netzes von Schnellstraße im Süden von Hamburg zu entkommen. Ich rolle zunächst nach Hittfeld und finde irgendwie auf noch zum Teil RTF-bekannten Strecken nach Meckelfeld. Mit etwas Orientierung am Stand der Sonne gelange ich sodann weiter und entdecke einen Wegweiser nach Over. – Da komme ich an den Elbdeich, dem ich sodann sicher folgen kann! – Am Fähranleger in Hoopte führt mich der Weg weiter auf die Spuren von „Marsch und Heide“ und erlaubt mir schöne Ausblicke auf die Elbniederung. Nach einigen Kilometern auf der breiten Motorwagenpromenade folgt dann der idyllische Teil der Route, der nur den Fussgängern und Radfahrern vorbehalten ist. So kommt mir hier auch eine stark bepackte zwanzigköpfige Touringgruppe entgegen, die sich zwar durchgängig in Regengewänder gekleidet hat, aber mit frohen Liedern die Sonne herbei singt. Nach Passieren eines längeren Baustellenbereichs tut sich vor mir die Elbbrücke von Geesthacht auf. Zur Frage, wie man sicher auf die andere Seite der Elbe gelangt, sind für die motorisierten Verkehrsteilnehmer wieder einmal haushohe Schilder aufgebaut und von den Radfahrern wird eben einfach erwartet, dass sie sich selbst zurecht finden. Nachdem ich dem unbändigen Verkehr der Schleusenbrücke am gegenüberliegendem Ufer entfliehe, gelange ich auf die vertraute Anfahrt vom Zeitfahren Hamburg-Berlin.

Genau hier kommen mir einige mit Startnummern geschmückte Rennradler entgegen, die auf „Am Schleusenkanal“ unter der Schleusenbrücke hinduchfahren. Dem Wind entgegen rolle ich zahlreichen weiteren, freundlichst grüßenden Rennradlern entgegen bis hin zum Altengammer Fährhaus. Eigentlich brauche ich ja nun einen Kaffe aber der „Lange“ ist ins Kartenspielen eingebunden und so gibt es jetzt eben Cola. Das Wetter ist immer noch fein und so treibt es mich wieder hinaus auf die Straße. In den Norden will ich und dazu muss ich erst einmal raus aus dem Ballungszentrum. Am Kreisel trete ich in die unbekannte Richtung Escheburg. Dort quere ich zunächt die Autobahn (A25) und dann die Bahn. In Escheburg stoße ich auf die B5 und erblicke einen Wegweiser nach Kröppelshagen –  Da war doch irgendetwas mit Aumühle? – Dummerweise versagt mir eine Beschilderung jedoch die Weiterfahrt als Radfahrer. Also folge ich der B5 in Richtung Börnsen und erspähe dort eine Tankstelle. Neben frischen Batterien für den Garmin gönne ich mir dann auch noch schnell nen Pott Kaffee und steige dann wieder in die Pedale. Ohne lange nachzudenken kehre ich um und biege intuitiv in die Straße nach Klein-Börnsen ein. Während ich so trete, hat mein Garmin sich eingepeilt und blendet mir einen alten Track ein. – Genau, das muss die „Frühjahrsbegegnung“ von MiNagel sein! – Immer der Nase nach trete ich an Aumühle vorbei bis nach Hamfelde. – Weiter nach Mölln? Nein, ich will in den Norden! – So folge ich dem Bogen nach Trittau und fahre parallel zur Bundesstraße B404 bis nah an die Autobahn A1 heran. Im Westen mache ich fürchterlich dunkle Wolken aus, die immer näher kommen. Östlich der A1 fahre ich unter ganz finsteren Wolken hindurch und gelange nach Querung der A1 in Pölitz wieder in den Sonnenschein. Bad Oldesloe durchquere ich zügig und trete weiter zur Arena von Winnetou.

Gegenüber den Karl-May-Festspielen genieße ich bei einem spaßigen alten Italiener einen Cappuccino und ein Eis. Dann bin ich wieder auf der Straße und trete ausgeruht über Ascheberg nach Plön. Die in den Wassern erwachten Insekten werden für den Radler zur hellen Plage und halten ihn unter Dauerbeschuss. Die Flucht über die Bundesstraße B76 entpuppt sich indes als noch viel größere Plage. Der Verkehrslärm durch die unzähligen Ausflugsmotoristen wird nahezu unerträglich. So entfliehe ich dem Lärm in eine schmale Straße mit dem Namen „Eichhorst“. In wunderbarer Ruhe umfahre ich den Treter See und pedaliere nach einer Querung der B76 über das Gut Sophienhof. Über Rethwisch und Bredeneek gelange ich am Dobersdorfer See und Passader See vörbei nach Probsteihagen. Von dort sind es nun noch wenige Kurbeldrehungen bis zum Marineehrenmal in Laboe, wo ich mir einen Blick in die Bucht und eine Cola gönne.

Danach trete ich über Mönkeberg auf die Landeshauptstadt zu und bekomme dabei eine Handvoll dicker Regentropfen, die einzigen meiner heutigen Tour, ab. Über die Hörnbrücke begebe ich mich ans Westufer und plage mich an vielen städtischen Ampeln entlang über Kronshagen und Ottendorf zum heutigen Ziel in Achterwehr – 293 km und im Ziel einen Plattfuß.

Bonne Route!