Gefühlvoll mit dem MTB über den Philosophenweg

Es ist der sechste Sonntag im Jahre 2012, der 5. Februar. Als ich um 9.00 Uhr meinen ersten Kaffe schlürfe, zeigt die Wetterstation eine Außentemperatur von bescheidenen –14,4’C an. Dann wird es heute wohl wieder nicht ganz voll werden bei der Wintertrainingsrunde denke ich mir so und wickele mich sorgsam in drei Kleiderlagen ein. Lange hatte ich die Wartung meines alten Batavus-Rosses hinausgeschoben, aber nun war es unumgänglich geworden.

Die ganze Woche über war ich mit Kikis komfortablen Cube unterwegs und am Freitag konnte ich dank dem schmiedendem Joachim endlich meine notwendigen Ersatzteile empfangen. Der Samstag gab mir leider keine Zeit zum Fahren, denn es musste viel geschraubt werden und auch die Einladungen zur Vereinssitzung am 25. Februar mussten dringlichst eingetütet werden und zur Post. Heute kann ich mich aber deshalb wieder entspannt auf mein altes Ross schwingen und komfortfrei durchstarten. Hui, welch erschütternde Wirkung der Wechsel zur alten Technik doch plötzlich verspüren lässt. Dennoch bin ich flugs beim Vereinsheim, an dem Rainer heute auch mit seinem alten MTB-Ross angetreten ist, das lediglich den Vorzug einer gefederten Gabel aufweist. Doch widriger als die Technik sind heute ohnehin die Temperaturen. Indes kommt Rudy mit seinem High-Tech-MTB angesaust und weiß mit Hilfe seines multifunktionalen Cockpits sofort zu melden, dass die aktuelle Temperatur am Lenker –11,8’C beträgt und seit dem Verlassen der Wohnung erheblich abgesunken ist – brrr! Ebenfalls mit am Start ist heute unser ADAC-Radler, Joachim mit dem grünen Daumen. Es hat 10.00 Uhr gegongt und so führt Gerrit uns zunächst einmal auf den Nord-West-Ring, denn vielleicht kommt uns noch der hölzerne Thomas entgegen. Gemächlich strampeln wir in Richtung Düngel und passieren Thomas Koppel, an der zwar Betrieb herrscht, aber von ihm nichts zu sehen ist. So lenkt Gerrit unser Quintett steinig auf einem eisern Damm entlang und beschert uns eindrucksvolle Einblicke in die winterliche Pracht der Niederung. Wir erreichen kurz darauf Godenstedt und erfreuen uns hier der MTB-Genialität des Philosophenwegs. Die klirrende Kälte ist vergessen und das Radler Herz schlägt hoch. An der neuen, rustikalen Pionier-Brücke finden wir sodann auch gleich eine Gelegenheit für ein Foto mit frohen Gesichtern.

Über Eitzte und Lavenstedt ziehen wir weiter und entdecken vor Granstedt eine große Schar Kraniche. Im Dorf führt Gerrit uns nicht wie erwartet ins Moor hinein, sondern vollzieht einen großzügigen Exkurs durch die Wiesen. Dabei verraten uns die Windräder recht deutlich, dass wir jetzt noch eine Unterstützung erfahren. Weiter strampeln wir nun nach Ober-Ochtenhausen, von wo wir nun doch ins Moor einkehren. Im Schutz der Büsche rollt es sich gut, doch sobald wir aus der Deckung hinaus kommen, wird nun der eisige Gegenwind zur schmerzhaften Qual. Gerrit zieht uns direkt über ein freies Feld, bevor wir wieder Schutz im bebauten Areal von Granstedt finden. Unseren Rückmarsch treten wir weiter über Lavenstedt an und Joachim lenkt uns von hier über einen grünen Pfad nach Eitzmühlen. Weiter steuert uns wieder Gerrit über einen extrem deformiert erstarrten Weg zum Godenstdter Windrad. Entlang der Kreisstraße plagen wir uns weiter gegen den sibirischen Wind. Die Kälte hat uns arg durchdrungen und Gerrits Versuche, die Moral durch kleine abwechselungsreiche Exkurse zu steigern, wollen nicht so ganz recht gelingen. Nun sind aber wir am Ziel und alles Üble ist vergessen, denn Anita hat uns allerleckersten Punsch gebraut, der sogleich wieder Leben in unsere ertaubten Körper kehren lässt. Thomas und Marinus sind heute ohne Rad am Vereinsheim eingetroffen, aber sie erwärmen unsere Gemüter sogleich mit ihren Plaudereien über das bevorstehende Trainingslager auf Mallorca. Nach dem dritten Punsch verdrücke ich auch noch schnell ein drittes Stück vom leckeren Butterkuchen und steige dann wieder in den Sattel. Flott geht es noch einmal mit viel Sonne ins Metzmoor, ´ne Runde über den Trimmpfad und dann noch ein paar Schlaufen durch das Große Holz. Als ich zuhause einkehre, hat mich dann auch eine erlösende Mail von Rainer erreicht: „PS: Ich habe wieder Gefühle in den Zehen!“