Training in der 15. Kalenderwoche 2010

Manchmal beginnt die Woche schon am Sonntag vorher: Nach der netten Weserberglandrunde am Samstag sollte das Training am Sonntag doch etwas ruhiger angegangen werden. Da radel ich vom Hof und was passiert? Mir kommen gleich 13 Quarkbecher, äh, pardon, Milram-Radler entgegen. Hermann und Udo ermuntern mich sogleich, mich einzufädeln, denn 13 sind ein no go.

Gemütlich zieht die Kolonne mit 27, 28, 29, 30, „kürzer!“ nach Tarmstedt und über Wilstedt nach Ottersberg. Es sind einige Novizen dabei und das Geplapper ist fast heftiger als im Dorfkrug. Als in Ottersberg gen Zeven geschwenkt wird, gegen einen steifen Wind und sogleich Sprühregen einsetzt, brechen Tempo und Kolonnenordnung rapide ein. Da setze ich mich kurzerhand ab und trotze dem Wetterchen. Zum Abschluss über den Heinberg nach Brüttendorf mit anschließendem Spitzwinkel über den Heinberg nach Oldendorf treffe ich pünktlich um 12 Uhr auf diejenigen Hansa-Radler, die sich nicht auf die Sonneninsel verkrümen wollen. Wir haben zwar kein Werkstorfoto im Vereinsblatt, aber dafür leckeren Cappuccino bei Claudio.

Der Montag der 15. Kalenderwoche bringt mir bereits bei der Morgenrunde durch Reißen des hinteren Schaltzuges einen herben Rückschlag. Kurzerhand motte ich am Montagabend schnell meinen alten Bianchi-Stahlbock aus, um am Dienstagmorgen wieder rollen zu können. Nun gilt es abends keine Zeit zu verlieren, der Alu-Bock muss in die Werkstatt, denn er soll Samstag zum 300er in Kiel wieder klar sein. Doch Björn möchte noch dies und das richten und so soll ich eben bis Mittwochabend warten. Die Vereinstrainingsrunde führt dann am Mittwochabend auch unter Einsatz des alten Stahlbocks, bei dem nun unterwegs Kettenprobleme auftreten, nach Scheeßel. Doch, oh Schreck, die Sonne hat unzählige Schönwetterradler aus den Löchern gelockt, die den Laden stürmen und mein Rad ist nicht fertig.

Aber am Freitagabend ist endlich so weit, Björn hat die tiefen Wunden der letzten Saison versorgt und ich kann mit meinem Radel wieder zur Symbiose finden. Es versteht sich eigentlich von selbst, wenn ich mein Rad erst um 19.00 Uhr bekomme, dann kann ich (nach Zwischenstopp) erst um Mitternacht zu Hause sein. Nur zu dumm, dass in Kiel schon um 6 Uhr eingeschrieben und um 7 Uhr gestartet wird. Dann muss ich wohl auf der Fahrt dorthin schlafen? Okay, nein, dann wird eben ausgeschlafen und nachmittags ist eben mal der Garten dran.

Dafür darf der Sonntag wieder rund sein. Nach reichhaltigem Frühstück steige ich um 11.30 Uhr ausgeruht aufs Rad. In Elsdorf brütet die Sonne bereits mit 13 Grad und ich halte kurz um das lange Trikot abzustreifen. Währenddessen begegnen mir die ersten zwei Sonntagsradler. Weitere begegnen mir kurz nach Scheeßel und in Hemslingen sind es weitere zwei. Die Sonne macht so richtig flott. In Visselhövede passiere ich das Jahrmarkstreiben auf der Straße und setze meinen Weg fort gen Westen. Auf dem superglatten Asphalt (ohne lästigen sontigen Fahrbahnteil) zwischen Jeddingen und Kirchrinteln fliege ich an zwei weiteren Radlern vorbei und überquere bei Verden die Aller und kurz danach erstmals die Weser. Unaufhaltsam führt mich der Ritt weiter in „das schöne Schwarme“ und später über die B6. Hier steuere ich gen Norden und lege bei Kilometer 144 und Temperaturen oberhalb von 20 Grad einen Kaffeestopp in Brinkum ein. Bei schwedischen Möbelhaus überquere ich die BAB A1 und gelange über nette, asphaltierte Radwanderstraßen am Flughafenende vorbei an den Arsterdamm. Durch die Neustadt rollt es weiter, kurz an Roland, Bürgerarena (ehemals Stadthalle) und Uni vorbei über den inzwischen total verkorksten Belag des Jan-Reiners-Weg nach Borgfeld. In Lilienthal muss mich zu allem Überfluss dann noch ein seniler Peugeot-Cabrio-Fahrer ausbremsen, weil nach seiner Ansicht alle Fahrräder von der Straße herunter müssen, besonders dort, wo ein sonstige Fahrbahnteil nur 50 cm breit befestigt ist. Beleidigt zieht er aber ab, als ich ihm zurufe, dass er seine stinkende Fischdose weg tun soll. Nach einem kleinen Schlenker über Worpswede und Tarmstedt wird mein Finish in Badenstedt nach 202 Kilometern und 6:30 h Fahrzeit vorzeitig beendet: Hans-Werner hat mich in Tarmstedt mit dem PKW überholt und frohlockt mit zwei gekühlten Bierchen am Straßenrand!

Bonne Route!